Autor Thema: dunkler Geheimgang
Greg Moon
6.Klasse

 


erstellt am 11.03.2008 08:21    

Bisher unentdeckt, tief vergraben und für niemanden sichtbar, gibt es diesen Geheimgang, der bis unter Hogwarts führt, schon seit Jahrtausenden, ohne dass jemand von dessen Existenz wusste.
Doch jetzt, als habe ihn etwas geweckt, wird ein kleiner, sehr schmaler Eingang sichtbar, durch den kein Erwachsener passen würde.
Kaum hat man den Durchschlupf übertreten, überläuft einen bereits eine Gänsehaut... böse Mächte sind hier deutlich zu spüren... es droht Gefahr!

Dakota Grey
erstellt am 14.03.2008 06:59    

cf ~ Hexenparadies

Dakota achtete nicht groß darauf, wohin ihre Füße sie trugen. Sie verließ sich vollkommen auf ihr Gespür. Es war ein typisches Heiß-Kalt-Spiel, denn wo genau sich diese mächtige magische Zusammenballung befand, konnte sie nicht abschätzen. Es wunderte sie ja schon ein wenig, dass scheinbar niemand sonst dieses Kribbeln im Bauch wahrnahm. Selbst ihrem Vater war es offensichtlich nicht aufgefallen, denn sonst hätte er sich ja nicht weiterhin auf den Blumenstrauß konzentriert gehabt und ihr somit die Gelegenheit gegeben, um nach dem Ursprung des Gefühls zu suchen.
Doch je näher Dakota dem Ziel zu kommen glaubte, desto intensiver wurde die Anspannung in ihrem Inneren, von der sie gedacht hatte, dass sie nicht mehr steigerungsfähig war. Wahre Sturzbäche rieselten ihr über den Rücken, als sie nach einigen Minuten vor einem kleinen Loch stand, nicht größer als sie selbst. Ihr Papa oder Caillean hätten mit Sicherheit dort nicht hindurchgepasst, genauso wenig wie irgendein anderer Erwachsener, den sie kannte. Die einzige, die von der Größe er durch das Loch gepasst hätte, wäre vielleicht ihre Cousine Emily gewesen. Wie seltsam, dass sie ausgerechnet jetzt an sie dachte. Die ganzen letzten Wochen hatte sie zwar öfters mal über ihre Tante und die Eltern ihres Papas nachgedacht, doch ihre Cousine hatte sie dabei immer außen vor gelassen. Noch viel zu sehr hatten sie die Wirrungen und Irrungen im Hinterhof der Drei Besen verunsichert.
Doch nun, im Angesicht dieses Durchgangs, dachte Dakota zum ersten Mal wieder an die etwa Gleichaltrige. Vielleicht, weil sie in ihr ein ähnliches Gefühl der Unschlüssigkeit und Unsicherheit hervorrief?

Zögerlich trat das blonde Mädchen von einem Fuß auf den anderen, nicht sicher, ob sie wirklich dieses Loch durchqueren wollte. Andererseits war da immer noch dieses Gefühl, stärker als irgendwann zuvor. Es lockte sie regelrecht, wollte sie dazu verleiten, einfach nachzugeben und sich leiten zu lassen.
Im Endeffekt siegte Dakotas Neugierde.
Doch kaum hatte die Achtjährige einen Fuß über die Schwelle gesetzte, war es, als würde sie direkt in eine andere Welt hinabsteigen. Es schien sich um einen Gang zu handeln, der leicht abschüssig zu sein schien. Einen langen und dunklen Gang, der nur allzu deutlich nach Gefahr roch. Eine Gänsehaut breitete sich von Dakotas Armen aus und ließ sie ängstlich einen Schritt zurückweichen. Dabei trat sie jedoch auf einen herumliegenden Stein, rutschte weg und schlitterte einige Meter tiefer in den Gang hinein, bevor sie sich an einem Vorsprung festhalten konnte.
Erschrocken schrie das Mädchen auf, bevor sie angespannt die Zähne zusammenbiss. War es vielleicht ein Fehler gewesen hierher zu kommen? Doch ihr Gefühl hatte sie doch noch nie getrogen... Doch hier im Gang war nur allzu deutlich Böses spürbar. Das war nicht mehr die reine Zusammenballung von Magie, das war eine böse Macht, eine gefährliche Macht. Doch das, was sie so angezogen hatte, konnte deswegen doch nicht einfach so verschwunden sein. Musste sie vielleicht nur ein wenig deutlicher hinhören?
Langsam setzte sich Dakota auf die Knie auf. Rings um sie herum war es stockdunkel und auf magische Art und Weise ein Licht zu erzeugen, dazu hatte sie viel zu viel Angst, als dass sie ihre magischen Kräfte gerade gut genug unter Kontrolle hatte.
Langsam und zaghaft schloss sie die Augen und versuchte die Geräusche auszublenden, die ihr vorkamen, als würden sie von unzählige Horden von Monstern und Ungeheuern erzeugt werden. Stattdessen versuchte sie das Gefühl festzuhalten, das Prickeln von Magie zurückzuholen, um herauszufinden, wohin sie gehen musste, um die Quelle zu finden.
Wenn, dann sollte der Weg und all die Angst nicht umsonst gewesen sein. Und so schlimm konnte es ja wohl auch nicht werden, oder? Es war doch nur ein Gang...

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 14.03.2008 12:50    

Ein Geräusch wurde hörbar. Erst leise und dann durch das Echo verstärkt immer lauter. Als würde jemand grauenvoll langsam mit einem Fingernagel die Tafel entlang kratzen. Einem? Nein, viel mehr als würden irgendwelche Wesen ihre Krallen vieler Klauen am glatten Felsen schärfen.
Was war das? Da...! Das klang wie kleine Steinchen, die von irgendwo herunter fielen...
Die Luft wurde stickiger und dichter Bodennebel zog plötzlich auf.

Dakota Grey
erstellt am 17.03.2008 15:10    

Noch immer hielt Dakota ihre Augen fest geschlossen, um sich auf dieses prickelnde, kribbelnde Gefühl zu besinnen, dass sie erst hierher gelockt hatte. Sie durfte sich einfach nicht von ihren Einbildungen ablenken lassen. Denn dass sie sich diese fabulösen Geräusche, die wie von unzähligen angriffslustigen, wilden Monstern zu stammen schienen, nur einbildete, daran wollte sie nicht einen Augenblick lang zweifeln. Ihre Mum hatte auch immer gesagt, dass sie sehr viel Fantasie hatte und dazu neigte, sich fantastische Dinge auszudenken. Allerdings hätte Dakota niemals geglaubt, dass ihr dieses Talent mal solche Angst bereiten könnte.
Angestrengt versuchte sich die junge Grey darauf zu konzentrieren, ruhig und gleichmäßig zu atmen, um ihren rasenden Herzschlag wenigstens ein wenig zu beruhigen.
Dann drang jedoch ein Geräusch an ihr Ohr, dass sie sich wirklich nicht einbilden konnte. Zunächst nur leise war es zu hören, sodass das blonde Mädchen es beinahe wieder auf ihre Einbildung geschoben hätte. Doch dann schien es lauter zu werden, verstärkt noch durch das Echo des Ganges. Es war ein widerwärtiges Geräusch. Kreischend und in den Ohren schmerzend, sodass sich die Achtjährige ängstlich die Hände auf die Ohren presste, um das Gehörte wenigstens ein wenig zu mindern, doch ihre Handlung taugte herzlich wenig.
Wie gerne wäre sie jetzt im Hexenparadies bei ihrem Vater und Caillean gewesen. Wie gerne hätte sie ihre Entscheidung rückgängig gemacht und nicht auf dieses drängende Gefühl geachtet. Dann würde sie jetzt zumindest nicht in dieser hilflosen Situation stecken, die ihr langsam aber sich die Tränen in die Augen trieb.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, schien das Geräusch lauter und schmerzhafter zu werden. Wie krallenbesetzte Klauen, die eilig über den Fels schabten, um so schnell wie möglich zu ihrem nachmittäglichen Snack zu kommen. Nämlich sie!

Als mit einem Mal das Klackern von Steinen zu hören war, die sich scheinbar von irgendwo gelöst zu haben schienen, war es mit Dakotas Ausharrmethode endgültig vorbei. Voller Entsetzen stürmte die Achtjährige vorwärts ohne darauf zu achten, wohin sie überhaupt lief. In ihrem Kopf gab es nur noch einen einzigen Gedanken: Bloß schnell weg hier! So schnell wie möglich fort von diesen Geräuschen. Abstand zwischen sich und den Monstern bringen.
Dakotas Angst war zurück. Ihr Herz raste, während sie sich im stockdunkeln so schnell wie möglich vorwärts zu bewegen versuchte ohne dabei gegen Felsen zu laufen. So ganz gelang ihr das nicht. Mehr als einmal knallte sie mit den Knie gegen einen Stein, prallte mit Ellenbogen, Hüfte oder Oberkörper gegen feste Wände und stieß sich sogar einmal kurz den Kopf an einem Stalaktiten, was nicht nur besonders weh tat, sondern mit Sicherheit auch eine Beule hinterlassen hatte. Wenn es nicht bereits dunkel um sie herum gewesen wäre, wäre ihr wahrscheinlich auch noch kurzzeitig schwarz vor Augen geworden.
Andererseits hatte die Dunkelheit auch sein gutes. Wer weiß, an wie vielen Monstern sie schon vorbeigelaufen war ohne sie zu sehen. Doch mit jedem Schritt, den sie tat, wurde es auch eine Spur kälter um sie herum. Aber irgendwo musste es doch auch noch einen zweiten Ausgang geben. Oder nicht? Höhlen besaßen doch meistens einen zweiten Ausgang, hatte sie immer geglaubt. Doch sie befand sich ja nicht in einer Höhle, sondern in einem Gang. In einem Gang, in dem sie sich mittlerweile trotzdem ziemlich verlaufen haben musste. Sie konnte ja nicht einmal mehr bestimmen, wo hinten und wo vorne war.

In Dakota machte sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breit. Was war, wenn sie hier nie wieder herauskam? Würde sie ihren Papa und Caillean jemals wieder sehen?
Seufzend lehnte sich das Mädchen gegen den kalten Stein und wischte sich mit dem Ärmel ihres türkisen T-Shirts über das Gesicht. Heute morgen war sie noch so voller guter Laune und Eifer gewesen, hatte sich an die Situation erinnert, wie sie ihren Papa und seine Kollegin praktisch mit der Nase auf ihre gegenseitigen Gefühle gestoßen hatte. Und nun? Nun saß sie mächtig in der Tinte.
Wie stickig es mit einem Mal wurde, bekam Dakota zunächst gar nicht mit. Erst, als ihr das Atmen nach und nach schwerer fiel, bemerkte sie den scheinbaren Sauerstoffmangel. Das trug jedoch keinesfalls dazu bei, dass sich ihre Angst verminderte. Trotz Finsternis sah Dakota den aufziehenden dichten Bodennebel, der ihre Füße umwaberte und ihr jeglichen Blick auf ihre Turnschuhe verwehrte.
Ja, tatsächlich, sie sah den Nebel!!!
Irritiert blickte sich das blonde Mädchen um und sah ein eigenartiges Schimmern etliche Meter weiter voraus, dass durch den Nebel erheblich gedämpft wurde. Wo kam das denn auf einmal her? Zögernd machte Dakota einen Schritt darauf zu, bevor sie stehen blieb. Durch den Bodennebel konnte sie nicht mehr sehen, wohin sie ihre Füße setzte. Was war nun, wenn das alles eine Falle war und irgendwo vor ihren Blicken verborgen Monster im Nebel auf sie warteten, um dann nach ihren Füßen zu greifen? Oder wenn das Licht in Wirklichkeit von einem Hinkepank stammte, der sie in Gefahr bringen wollte? Aber lebten die nicht eigentlich in Sümpfen? Zumindest laut den Gruselgeschichten, die ihr ihre Mutter immer erzählt hatte.
Unschlüssig tat Dakota einen weiteren Schritt, dann noch einen auf das Licht zu. Was hatte sie schon zu verlieren. Festsitzen tat sie ja sowieso schon...

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 17.03.2008 21:43    

Krallen kratzen über den Boden, so als wenn hunderte von Klauen geradewegs auf Dakota zu rannten. Gezische, Gefauche... war das in der ferne ein gemeines Gekicher?

Das Licht in der Ferne wurde immer heller, einladender, wärmer... Plötzlich erklang eine leise Frauenstimme, erst noch undeutlich und doch so beängstigend bekannt! Konnte es möglich sein?
“Dakota mein Schatz...“, hörte man die lockende Stimme von Miriam, die verstorbene Mutter der kleinen Grey, “Oh mein Baby... endlich habe ich dich wieder, komm schnell her, gleich bist du bei mir...“

Da, wieder das gemeine Gekicher aus der Ferne und plötzlich schlang sich etwas fest um Dakotas Beine.

Dakota Grey
erstellt am 19.03.2008 14:49    

Erneut war dieses widerwärtige Geräusch zu hören, das Dakota nach wie vor einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte die Monster mit ihrer panischen Flucht nicht abgehängt. Eher im Gegenteil. Sie schienen nun näher als noch zuvor zu sein und hielten geradewegs auf sie zu. Inzwischen stießen sie auch noch eigentümliche Laute aus. Scheinbar mussten sie besonders hungrig sein und kleine achtjährige Mädchen waren ihre Lieblingsspeise.
Doch da war noch ein anderes Geräusch zwischen all dem Gezische, Geschnatter und Gefauche. Vielleicht irrte sie sich auch, doch es klang wie ein Kichern. Allerdings klang es nicht im entferntesten menschlich, denn die Bosheit, die Dakota zu hören glaubte, konnte einfach von keinem Menschen stammen. Aber wenn das Kichern von keinem Menschen kam, von wem oder was kam es dann?
Die Hände der kleinen Grey waren mittlerweile schweißnass. Sie wollte einfach nur noch aus diesem verfluchten Gang heraus. Wollte den wabernden Bodennebel, das geheimnisvolle Licht, die unzähligen Geräusche und Laute und Monster weit hinter sich lassen.
Sie wollte zu ihrem Papa!

Sie hatte diesen Wunsch gerade erst vollständig in ihrem Kopf formuliert, als etwas ganz anderes geschah. Das seltsam anmutende Licht schien mit einem Mal immer heller zu werden und sie regelrecht aufzufordern, doch endlich näher zu kommen. Nur bewirkte diese plötzliche Intensitätssteigerung eher das genaue Gegenteil bei Dakota. Es machte sie misstrauisch!
Dieser Gang war eindeutig böse, beziehungsweise das, was in ihm hauste, verströmte diese Aura der Gefahr und der Boshaftigkeit. In seinen Tiefen konnte nichts gutes leben und somit konnte dieses Licht auch nur eine weitere Gemeinheit sein, die dieser Gang ihr haufenweise entgegenschleuderte.
„Dakota mein Schatz...“
Dakota erstarrte, als sie die Stimme hörte oder zu hören glaubte. Das konnte nicht sein. Nein, sie durfte sich nicht verwirren lassen. Das war mit Sicherheit nur eine weitere Finte, um sie anzulocken und ihr etwas böses anzutun. Das konnte niemals ihre Mutter sein, auch wenn die Stimme so täuschend ähnlich klang und dem blonden Mädchen die Tränen in die Augen trieben. Tränen der Sehnsucht.
„Oh mein Baby... endlich habe ich dich wieder, komm schnell her, gleich bist du bei mir...“
Viel zu verlockend war die Möglichkeit, dass ihr ein weiterer, kostbarer Moment mit ihrer Mutter geschenkt werden würde. Hoffnungsvoll tat Dakota einige weitere Schritte in Richtung des Lichtes. Ihr Papa hatte ihr doch auch erzählt, dass er von ihrer Mutter geträumt hatte. Wieso sollte sie da nicht ein ähnliches Erlebnis vorweisen können? Vielleicht war ihre Mum ja hier, um ihr zu helfen, um ihr einen Weg zu zeigen, wie sie hier wieder herauskam.
Es konnte gar nicht anders sein, denn schließlich hatte ihre Mum ja immer auf sie aufpassen wollen, genau wie ihr Papa.

Tränen der Freude und des Glücks rannen über Dakotas blasse Wangen, während sie ein, zwei weitere Schritte auf das Licht zuging. Plötzlich ertönte erneut dieses gemeine, hinterlistige Kichern. Es schien von überall gleichzeitig zu kommen und ließ die Achtjährige ängstlich zittern. Was auch immer hinter ihr her war, es machte sich einen Spaß daraus sie zu quälen und leiden zu lassen. Ein Grund mehr schnell zu ihrer Mutter zu kommen.
Doch bevor Dakota den nächsten Schritt tun konnte, schlang sich etwas mit festem Griff um ihre Beine. Panisch schrie Dakota auf, während sie einen Moment lang unter dem plötzlichen Angriff schwankte. Dann fiel sie mitten in den Bodennebel, konnte den größten Teil des Sturzes jedoch mit Händen und Knien abfangen, was allerdings dennoch etliche Schrammen und aufgeschürfte Haut hinterließ. Doch Zeit für den Schmerz hatte sie nicht.
Erschrocken wandte sie sich um, versuchte einen Blick auf ihre Beine zu erhaschen, um zu erkennen, was sie gefangen hielt, doch entweder war der Nebel zu dicht oder ihr Angreifer war ein sehr geschickter Jäger. Sie konnte absolut gar nichts erkennen.
Ein verzweifeltes Schluchzen entwich ihrer Kehle, während sie angestrengt versuchte ihre Beine durch Ziehen und Zerren zu befreien. „Lass mich los! Verschwinde! Ich hab dir doch nichts getan...“
Aber nichts, was sie tat, konnte ihr aus ihrer misslichen Lage helfen. Erneut hörte Dakota dieses bösartige Kichern, bis ihre strapazierten Nerven aufgaben. „LASST MICH ENDLICH IN RUHE! VERSCHWINDET!“, brüllte sie in einem aufflackernden Anfall von Wut, der sofort in eine neuerliche Tränenflut überging.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 19.03.2008 20:54    

“Oh habe keine Angst meine Kleine“, erklang da wieder die sanfte Stimme ihrer Mutter und nur wenn man genau hinhörte konnte man vielleicht ein unterdrücktes Lachen vernehmen. Etwas schien Dakotas Wange wie ein sanftes streicheln zu berühren. “Weine nicht, alles ist in Ordnung!“
Das so einladende Licht umgab Dakota wie ein wärmender Mantel, und doch konnte sie außerhalb des Kegels nichts erkennen. Aber das, was sich um ihr Bein geschlungen hatte zog sich nicht nur immer fester, sondern wanderte immer höher, als wolle etwas schlingengleich ihren ganzen Körper einnehmen. Erst jetzt konnte man erkennen, dass es eine dünne, nachtschwarze und glitschig wirkende Tentakel war, der man die Kraft nicht zutraute, mit der sie den Kinderkörper hielt und die immer stärker wurde umso mehr Dakotas Wut zu spüren war.
Allerdings begann auch das Licht zu flackern, als zucke es vor der Reinheit der Kindertränen zurück. Plötzlich war es nur noch ganz gedämmt, nochmal war dieses fiese Gekicher zu hören, als labe sich etwas an der Angst des Mädchens. Dann aber begann der zähe Bodennebel sich zu kräuseln, zog sich zu einer Säule zusammen, formte sich...
“Dakota Schatz....“, kam wieder die Stimme ihrer Mutter, doch dieses Mal aus dem Nebel und schon im nächsten Moment tauchte Miriam vor ihrer Tochter auf.
Noch immer schlängelte sich die schwarze Tentakel am Bein der Greytochter hoch. „Ich bin bei dir, lass es einfach zu... wenn du es zu lässt, wird uns nie wieder etwas trennen...“, lockte die Stimme zart, aber war da trotzdem nicht auch etwas lauerndes?

Dakota Grey
erstellt am 21.03.2008 09:18    

Wie ein sanfter Hauch strich etwas über Dakotas Wange, wie eine Hand, die sie beruhigend liebkosten wollte. Das warme Licht hüllte sie mittlerweile vollkommen ein, als wolle es sie so vor allem Bösen in diesem Gang beschützen. Noch immer erklang die Stimme ihrer Mutter und die kleine Grey hätte nichts lieber getan, als den verlockenden Worten Glauben zu schenken, sich einfach fallen zu lassen und endlich wieder mit ihrer Mum vereint zu sein. Dann hätte sie ihr alle die Dinge sagen können, die unausgesprochen geblieben waren, weil ihre Mutter viel zu schnell und viel zu überraschend aus dem Leben gerissen worden war.
Und war nicht letzten Endes sie – Dakota – daran Schuld, dass ihre Mutter tot war? Man hatte es an diesem Tag auf sie abgesehen. Sie sollte sterben, nicht ihre Mutter.
Unsicher, was sie tun sollte, versuchte Dakota erneut sich aufzurichten, doch noch immer wurde sie von dem festen Griff am Boden festgehalten. Doch mittlerweile konnte sie erkennen, was sie so derart behinderte. Doch was sie sah, gefiel ihr keineswegs. Im Gegenteil. Es machte ihr nicht nur Angst, es ließ auch noch Übelkeit in ihr aufsteigen. Ein dünner, nachtschwarzer, glitschiger Tentakel hatte sich um ihre Beine gewunden und kletterte scheinbar unaufhaltsam immer höher. Wem auch immer dieser Tentakel gehörte... sie wollte es gar nicht mehr wissen, wenn schon dieser Auswuchs so derart widerwärtig aussah.

Die nächste Überraschung wurde jedoch für das blonde Mädchen bereit gehalten. Diesmal in Form des Bodennebels, der sich plötzlich vor ihr auftürmte und mit einem Mal... stand ihre Mutter vor ihr. In leibhaftiger Form!
Erschrockenheit, Überraschung, Freude, Glück... alles spiegelte sich in diesem Augenblick in Dakotas Gesicht wieder, während ihr schon wieder diese verdammten Tränen in die Augen schossen. Hatte sie sich nicht geschworen, dass sie nicht mehr weinen wollte? In den letzten Wochen hatte sie wirklich genug Tränen für ein ganzes Leben vergossen, aber nun konnte sie es einfach nicht verhindern, dass sie erneut in ihren blauen Augen schimmerten.
„Mama...“, flüsterte sie überwältigt und vergas sogar für einen Augenblick den ekligen Tentakel, der sich immer höher und enger um ihren Körper schlängelte.
„Ich bin bei dir, lass es einfach zu... wenn du es zu lässt, wird uns nie wieder etwas trennen...“
Wie eine zarte Versuchung klangen die Worte, die der Geist ihrer Mutter ihr zuraunte. Viel zu schön, um wahr zu sein, aber dennoch waren sie ausgesprochen. Und trotzdem zögerte Dakota. Zulassen? Was sollte sie zulassen? Dass dieses schleimige Tentakelding sie einhüllte und dann... ja, dann was mit ihr tat? Sie zerquetschte? Erwürgte? Wie eine Würgeschlange verspeiste?
Nie wieder trennen... was beim ersten Hören so unvergleichlich verlockend klang, war bei näherer Betrachtung doch ein wenig beängstigend. Für immer vereint. Das klang endgültig. Wie der Tod?
Aber das war es doch! Ihre Mutter war tot. Gab es vielleicht doch einen Zauber, damit sie wieder lebendig wurde? Aber ihre Mum hatte doch gesagt, dass sie – Dakota – es zulassen musste. Sie musste etwas dafür tun, dass sie wieder bei ihrer Mutter sein konnte.
„Was muss ich tun?“, fragte sie flüsternd und ohne den Blick von ihrer Mutter abwenden zu können. Doch im selben Augenblick, als sie die Worte ausgesprochen hatte, schreckte sie schon wieder davor zurück. Für immer vereint... „Und was wird dann aus Papa? Ich... wir gehören doch jetzt zusammen. Ich kann ihn doch nicht alleine lassen! Und Caillean...“
Erneut versagte ihre Stimme. Mit Gewalt riss Dakota den Blick von ihrer Mutter los und senkte ihn stattdessen auf den Tentakel um ihren Körper. Sie war doch das Kind der Helligkeit aus der Prophezeiung. Wenn sie bei ihrer Mutter blieb, würde sie zwar auf ewig behütet sein, doch vernachlässigte sie damit nicht ihre Aufgabe? Würde sie damit nicht dem Licht helfen, sondern für immer verschwinden?
„Ich kann nicht...“, flüsterte sie leise und eine einzelne Träne tropfte von ihrer Nasenspitze.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 21.03.2008 13:58    

“Dein Papa? WIR beide haben immer zusammen gehört, hast du das vergessen?, die Stimme ihrer Mutter hatte für einen Moment den sanften Klang verloren und wirkte sauer, “es gab immer nur dich und mich, vergiss ihn, du warst ihm immer egal, lass es einfach zu und wir beide sind endlich wieder vereint!“
Bei den letzten Worten klang die Stimme wieder lockend und einschmeichelnd. Aber hätte Miriam je so von Sam gesprochen? “Wo ist dein Papa denn jetzt? Er hat dich alleine gelassen, er sucht nicht einmal nach dir. Du bist ihm egal, bist es immer gewesen. Er hat sich nie für dich interessiert, all die Jahre nicht. Wir beide waren immer alleine. Du bist ihm nur lästig, was will er auch mit so einem Gör wie dir...“
Erneut verlor die Stimme alles, was an Miriam erinnerte und hörte sich nun so hässlich an wie das abgrundtief böse Wesen, was es eigentlich war. Es wollte Dakota ins Verderben stürzen, wollte das kleine Mädchen töten und verschlingen und die Tatsache, dass es sich weigerte, sich ruhig seinen Worten hinzugeben und dem Tod bereitwillig zu folgen, ließ sein wahres Dasein offensichtlich werden.
Woher diese Bestie, die sie nun einmal war, überhaupt von all den Dingen wusste, die Dakota betraf? Je mehr die Tentakel sich um Dakotas Körper schlang, umso tiefer konnte sie ihn die Gefühle und Gedanken der Kleinen eindringen und in ihnen lesen. Der glitschige Fangarm zog sie schmerzhaft fester um das Kind, als erneut die nun unheimliche Stimme erklang. „Caillean will dich auch nicht, du stehst ihr im Weg. Komm zu mir, komm zu deiner Mama und alles wird gut. Kein Schmerz mehr, keine Traurigkeit...“
Mit einem Ruck wurde an ihrem Bein gezogen, so dass Dakota auf das Wesen zurutschte, was noch immer irgendwie Ähnlichkeit mit ihrer Mama hatte, doch die Gesichtszüge wurden bereits hässlicher, unheimlich und beängstigend.

Dakota Grey
erstellt am 26.03.2008 04:49    

Bei dem urplötzlich scharfen Ton ihrer Mutter zuckte Dakota eine Spur zusammen, bevor sie dann ungläubig die Gestalt anstarrte, die Miriam so unglaublich ähnlich sah. Hätte ihre Mum wirklich jemals so von Dakotas Vater gesprochen? Die junge Grey konnte das nur schwer beurteilen, denn solange sie bei ihrer Mutter gelebt hatte, war eigentlich nie ein wirkliches Wort über den Vater des Mädchens gefallen. Dennoch war sich Dakota immer sicher gewesen, dass ihre Mutter Samuel geliebt hatte, auch wenn sie nur sehr wenig Zeit miteinander verbracht hatten.
Die Worte ihrer Mutter begannen erste Zweifel bei der Achtjährigen auszulösen. Natürlich hatte sie immer zu ihrer Mutter gehört, solange diese noch gelebt hatte. Doch nun hatte sie auch ihren Vater kennen lernen dürfen und ohne jeden Zweifel gehörte sie jetzt genauso zu ihm. Er war jetzt ihr Beschützer. Er passte auf sie auf, hörte ihr zu und alberte mit ihr herum. Sie war ihm nicht egal und mit Sicherheit suchte er bereits verzweifelt zusammen mit Caillean nach ihr. Nur weil er nicht hier in diesem Geheimgang war, musste das noch lange nichts heißen. Sie wusste ja selbst, wie gut versteckt der Eingang gelegen hatte und dass er alles andere als groß gewesen war. Selbst wenn die beiden Auroren den Eingang gefunden hatten, waren sie viel zu groß, als dass sie hindurch gepasst hätten. Wahrscheinlich suchten sie bereits nach einem anderen Weg.
Den Ausschlag gab jedoch etwas ganz anderes. Natürlich war sich Dakota sicher, dass ihr Vater sie liebte und sie weder ihm, noch Caillean egal war. Die Beiden waren auf der Suche nach ihr, und wenn schon nicht wegen ihrer selbst Willen, dann erst recht, weil sie das Kind der Helligkeit und damit in irgendeiner Form wichtig war.
Nein, das Wesen, das vorgab ihre Mutter zu sein, bezeichnete sie als Gör. Egal wie lange ihre Mutter auch tot sein mochte, niemals hätte Miriam ihre Tochter so bezeichnet und niemals in einer derart hässlichen, bösen Betonung.

Was auch immer da vor ihr stand und mit ihr sprach, es war nicht der Geist ihrer Mutter, dessen war sich Dakota nun sicher. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick lang glauben können, dass an diesem von Bosheit durchdrungenen Ort eine gute und liebevolle Seele wie die ihrer Mutter auch nur eine Sekunde lang hätte existieren können?
Dakota schrie erschrocken auf, als überraschend und mit einem heftigen Ruck an ihrem Bein gezogen wurde und sie näher in Richtung der Betrügerin rutschte, deren Gesichtszüge bereits langsam zu verschwimmen begannen, als würde man über ein mit Farbe gemaltes Bild wischen, das noch nicht ganz getrocknet gewesen war. Hätte sie noch Zweifel gehabt, hätten sie sich nun vollständig in Luft aufgelöst.
„DU BIST NICHT MEINE MUTTER!“, schrie Dakota dem hässlichen Wesen in das entstellte Gesicht, bevor ihre Hände nach den Tentakeln griffen, die sich immer fester um ihren Körper geschlungen hatten während sie mit ihrer falschen Mutter gesprochen hatte.
Energisch zog und zerrte das blonde Mädchen an den dunklen, schleimigen Dingern, die sich so erschreckend kalt anfühlten, als gehörten sie zu einem Wesen, das bereits lange tot war. Je heftiger Dakota sich wehrte, desto enger wollten die Tentakel sich ziehen, doch sie hatten nicht mit der plötzlichen Entschlossenheit der Kleinen gerechnet, die wie wild um sich trat, sich wand und die Fingernägel in das dunkle Gewebe bohrte.
„Du bist böse“, brachte Dakota atemlos hervor, während sie sich Stück für Stück aus der widerlichen Umklammerung zu befreien versuchte. „Es interessiert mich nicht, wer oder was du bist.“
Kurz hielt Dakota inne, um dem langsam zerfließenden Monster in das kaum noch vorhandene Gesicht ihrer Mutter zu sehen. Dann wurde ihr Blick urplötzlich traurig. Sogar eine Spur Mitleid lag auf ihrem Gesicht, was doch so gar nicht zu ihrer geradezu lebensbedrohlichen Situation passen wollte. „Aber du tust mir leid. Weil du hier in diesem Gang leben musst, in dem doch nichts schönes zu finden ist. Du kennst keinen Sonnenschein, keine Blumen, keine Schmetterlinge und auch keine Gewitter. Du kennst die Liebe nicht und auch nicht Pfannkuchen mit Ahornsirup. Du weißt nicht, was dir entgeht, wenn man die Wolken beobachtet und in ihnen die verrücktesten Gestalten wieder findet. Deswegen tust du mir leid. Weil du nichts von den natürlichen Wundern außerhalb weißt, denn sonst wärst du nicht so böse.“
Einen verrückten Augenblick lang schlich sich Dakotas strahlendes Lächeln zurück auf ihr Kindergesicht, als sie an all die schönen Dinge dachte, die ihr so viel Freude bereiteten. Und allein schon, damit sie diese Dinge und ihren Papa und Caillean nicht verlor, würde sie sich nicht von diesem Wesen in die Irre führen lassen, egal wie bedauernswert es ihr in diesem Moment auch erschien.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 26.03.2008 11:06    

Je mehr das Kind sich wehrte, umso fester griffen die Tentakel zu. Schmerz kannten sie nicht, wie konnte auch etwas schmerzen, was schon lange tot war?
Das Wesen zeigte sich nun in seiner vollen Fratze, hatte die Illusion von Miriam ganz aufgegeben, da es merkte, dass es so nicht zu seinem Ziel kam.
Beißender Geruch machte sich plötzlich breit, denn das Untier hatte sein riesiges Maul geöffnet, in denen riesige Zähne dunkel blitzten, beugte sich über die Kleine, dabei gefährliche Töne von sich gebend...
Doch jäh hielt es in seiner Bewegung inne. Was war das? Als hätte sich der Dämon verbrannt, ließ er abrupt das Mädchen los und wich vor ihr ein kleines Stück zurück.
Das Lächeln, die liebevolle Aura die Dakota so unwillkürlich verbreitete, tat dem Wesen weh. Gefühle stachen sich förmlich in seinen Leib, die es noch nie gekannt hatte. Es war böse, abgrundtief böse... Und wich vor der liebevollen Reinheit des Mädchens zurück, unfähig sich ihm weiterhin zu näheren.

Dakota Grey
erstellt am 28.03.2008 13:39    

Ihre Worte schienen nicht das geringste bei diesem Monster ausgelöst zu haben, außer dass es seine Maskerade nun vollkommen fallen ließ und seine boshafte Hässlichkeit in aller Pracht präsentierte. Es war widerwärtig, geradezu scheußlich anzusehen und jagte Dakota eine furchtbare Angst ein, als sich das Gesicht ihrer Mutter mit einem Mal in diese Fratze ergoss. Der bösartige Charakter des Wesens schlug sich ohne Zweifel auch in seinen Äußerlichkeiten wieder, doch besonders ins Auge stach sein riesiger Mund.
Beißender, stinkender Geruch schlugen der jungen Grey entgegen, als das Monster dieses Maul aufriss und ihr so vor allem einen allzu deutlichen Blick auf die spitzen, dunkel blitzenden Zahnreihen gewährte, die wohl vor allem dazu gedacht waren, die Beute möglichst gut in Stücke reißen zu können. Und plötzlich wusste Dakota auch, was für eine Ursache dem Geruch zugrunde lag. Der Geruch von Tod und Verwesung... Leichengeruch.
Der Gestank schlug der Achtjährige hart auf den Magen und hinterließ eine bleischwere Übelkeit. Dennoch war es ihr nicht möglich den Blick von diesem Wesen abzuwenden, genauso wie es ihr trotz alledem nicht möglich war, dieses Monster wirklich zu hassen. Ihr Mitleid steigere sich wohl eher nur noch.

Trotzdem konnte Dakota es nicht verhindern, dass sie ängstlich zusammenzuckte, als das Monster sich mit weit geöffnetem Maul über sie beugte. Ohne Zweifel, um sie zu fressen. Panisch presste das blonde die Mädchen die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass so nichts von alledem wahr werden würde und sie vielleicht doch im Knusperhäuschen aufwachen und feststellen würde, dass sie nur geträumt hatte.
Und tatsächlich passierte rein gar nichts. Zaghaft öffnete Dakota zunächst das eine, dann das andere Augen, um festzustellen, warum sie immer noch in diesem unheimlichen, dunklen Gang saß, aber dennoch nicht gefressen worden war.
Was sie zu sehen bekam, glich eher einer Komödie, als dem Gruselfilm, der gerade eben noch abgelaufen war. Urplötzlich hatte das Monster sie losgelassen und war sogar einige Schritte vor ihr zurückgewichen, als wäre sie in irgendeiner Form gefährlich oder besäße eine ansteckende Krankheit. Verwirrt blickte Dakota zu dem Wesen hinüber, bevor sie sich langsam aufrappelte und den Schmerz ignorierte, der ihr nach dieser Prozedur um ein vielfaches verschärft durch jeden Körperteil fuhr.
Was war denn nun los? Wieso hatte das Monster sie nicht gefressen? Sie verstand das alles nicht mehr.
„Was hast du?“, fragte Dakota neugierig und machte einen Schritt auf das Wesen zu, ohne daran zu denken, dass es sie eben noch hatte fressen wollen. In ihren Augen sah es so aus, als ob das Ungeheuer irgendwie Schmerzen hatte und das bedauerte sie. Es ließ ihr klar werden, dass dieses Ding doch genauso lebendig war, wie sie, denn es konnte leiden und Schmerzen haben.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie weiter und ging weiter auf das Monster zu. Streckte nun sogar eine Hand aus, um ihm eine beruhigende Berührung zuteil werden zu lassen. Sie wollte ihm einfach nur helfen, auch wenn es dieses Wesen gewesen war, dass sie bis vor wenige Augenblick in tiefste Gefahr gebracht hatte. Doch so war sie nun einmal.

Dakota war sich nur allzu bewusst, dass es nicht nur schöne Dinge in der Welt gab und es oftmals so viel einfach war böse Dinge zu tun, als gute. Das machte sie zwar unheimlich traurig, doch es war die Entscheidung jedes einzelnen, welchen Weg er beging. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie diese Menschen nicht hassen konnte. Sie war nicht fähig zu hassen und sie wollte es auch gar nicht, denn dann hätte sie sich ebenfalls in den Wirrungen des Bösen verloren. Stattdessen bedauerte und bemitleidete sie jene, die nicht den Weg der Helligkeit gingen, und wenn es in ihrer Macht war, versuchte sie ihnen auch zu helfen.
Wenn es darum ging, anderen zu helfen, unterschied sie nicht zwischen Gut oder Böse, denn das Leben war in jeder Form kostbar, egal ob man es für gute oder böse Taten missbrauchte.
Und genauso war es nun auch bei diesem Monster. Dass es genauso verletzbar war wie sie, ließ Dakotas Angst vor ihm schwinden. Es schien nicht so unverwundbar und überlegen zu sein, wie es ihr hatte glauben machen wollen und das gab ihr einen Teil ihrer Selbstsicherheit und ihres inneren Gleichgewichts und ihrer Ruhe zurück. Die Tücke und Boshaftigkeit des Wesens rückte in den Hintergrund und an deren Stelle traten nun Mitleid und Hilfsbereitschaft vollends zutage.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 28.03.2008 14:04    

Das bösartige Wesen wich immer weiter zurück und stöhnte sogar gequält auf, als Dakota es sanft berühren wollte. Es ertrug diese Reinheit des Mädchens nicht, wurde von der Liebe die es ihm zuteil kommen lassen wollte nahezu gefoltert. Für diese Art von Gefühlen war das Monster einfach nicht geschaffen. Es bestand einzig nur aus Bösartigkeit, Wut, Hass, alles Negative, was man sich nur denken konnte. Der Dämon stellte selbst äußerlich all dieses dar und im nächsten Augenblick verschwand er auch schon durch die Höhlenwand, gab dabei ein markerschütterndes Geschrei von sich.
Einzig was zurück blieb war die plötzlich wieder erdunkelte Höhle und der Geruch nach verwestem Fleisch. Der Bodennebel, das unheimliche Gefühl, die Gewissheit von Gefahr waren verschwunden.
Doch war das? Waren das Glühwürmchen die plötzlich zu Dakota flogen? Sie wirkten so... fröhlich, tanzten eine Weile um ihr Gesicht, schienen sie sogar sanft zu streicheln. Und was war das für ein liebevoller Gesang oder war der nur Einbildung?
Sie kleinen Leuchtpunkte flogen weiter, drangen weiter in den Gang ein und man konnte glauben, dass sie der kleinen Grey etwas zeigen wollten.

Dakota Grey
erstellt am 31.03.2008 05:16    

Je näher Dakota dem Wesen kommen wollte, desto mehr wich es vor ihr zurück und stieß sogar ein Stöhnen aus, als würde es durch irgendetwas schrecklich gefoltert und gequält werden. Aber was hatte es nur?
Die junge Grey wurde einfach nicht schlau aus diesem Verhalten, das sich so sehr von dem unterschied, dass dieses Wesen eben noch an den Tag gelegt hatte. Wo war all die Boshaftigkeit, Hass und Mordlüsternheit geblieben? Doch es schien sich auch nicht von ihr helfen lassen zu wollen.
Mit voller Absicht verbot sich Dakota das Wesen weiterhin als Monster anzusehen, denn das wäre eine gemeine Bezeichnung gewesen, auch wenn viele sie als angebracht betrachtet hätten. Nur, weil dieses Wesen anders, erschreckender und furchteinflössender aussah, als andere Dinge, die es auf dieser Welt gab, hatte es doch nicht verdient als Monster betitelt zu werden, auch wenn es nur in Dakotas Gedanken geschah.
Doch was auch immer diesem Wesen solche Schmerzen bereitete, es war nicht mehr gewillt ihr darüber Auskunft zu geben, denn ohne Vorwarnung verschwand es durch die Wand des Ganges, während es dabei ein solch kreischendes Geschrei von sich gab, dass sich Dakota die Hände auf die Ohren pressen musste, um nicht taub zu werden.
Verwirrt sah sich die Achtjährige um, nachdem das Wesen verschwunden war, doch erneut schlug die Dunkelheit über ihr zusammen. Das Wesen hatte das Licht mitgenommen, dass wenigstens einen Teil ihrer Umgebung die gesamte Zeit über erhellt hatte. Erneut fühlte sich Dakota mit einem Schlag wie erblindet, doch diesmal drangen keine beängstigenden Geräusche an ihr Ohr. Noch nicht...

Unschlüssig drehte sich das blonde Mädchen im Kreis ohne jedoch einen Schritt in irgendeine Richtung zu machen. Bevor sie diesem Wesen begegnet war, war sie in heilloser Panik vor undefinierbaren Geräuschen tiefer in den Gang geflohen und nun hatte sie ohnehin die Orientierung verloren. Wenn sie jetzt einfach weiterging, würde sie sich wahrscheinlich nur noch mehr verirren, falls das überhaupt noch ging. Außerdem befürchtete sie, dass sie dann auf ein weiteres Wesen wie das von eben gestoßen wäre und auch, wenn Dakota Mitleid mit ihm gehabt hatte, konnte sie das unterschwellige Gefühl von Angst nicht unterdrücken, wenn sie an die Gestalt zurück dachte.
Mit einem resignierten Seufzen wollte sich Dakota schon an die Wand lehnen und einfach abwarten, als auf einmal ein neuerlicher Lichtschein auftauchte. Kurzzeitig dachte sie, dass ein weiteres Wesen sie entdeckt hatte, doch diesmal waren es Glühwürmchen.
Aber konnte das überhaupt sein? Glückwürmchen in einem Tunnel? Das war doch eigentlich unmöglich, oder nicht?
Ob unmöglich oder nicht, die Tierchen faszinierten Dakota und lenkten sie für einen Augenblick von ihren trüben Gedanken ab. Fröhlich tanzten sie um sie herum, berührten sie im Gesicht und an den Armen, als wollten sie Dakota aufheitern. Und das gelang ihnen auch, denn ein begeistertes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mädchens, während sie neugierig etwas lauschte, dass so leise und fein klang, dass sie es sich auch hätte einbilden können. Wie ein zauberhaftes Lied wogte lieblicher Gesang um sie herum, mal lauter und mal leiser.

Die kleinen Wesen brachten die Helligkeit zu Dakota zurück und ließen sie neuen Mut schöpfen, zumal sie ihr offensichtlich nichts böses wollte. Als sie jedoch mit einem Mal wieder davon flogen, war Dakota einen Moment lang versucht sie aufzuhalten. Sie wollte nicht, dass die Glühwürmchen ihr wieder abhanden kamen, denn immerhin waren sie niedliche Begleiter.
Tatsächlich kamen einige der putzigen Wesen wieder zurück, bevor sie erneut ein Stück davon flogen und dann geduldig in der Luft verharrten, als würden sie nur auf Dakota warten. Ob ihr die Glühwürmchen wohl etwas zeigen wollten? Aber was wären dass dann für Glühwürmchen, wenn sie ihr etwas zeigen wollten?
Langsam folgte Dakota den Wesen, wartete jedoch bei jedem Schritt nur darauf, dass erneut etwas unvorhergesehenes passierte und ein neuerliches Wesen auf sie zukam. Sie glaubte noch nicht so recht daran, dass die Glühwürmchen ihr helfen wollten, ihr vielleicht sogar den Weg nach draußen wiesen. Hatte sie nicht eben erst gesehen, dass in diesem Gang nichts gutes existieren konnte? Was also würde als nächstes passieren? Wenn sie den Glühwürmchen weiterhin folgte, würde sie es erfahren und genau das tat sie auch. Alles war wohl immer noch besser, als auf ewig in diesem Gang herumzusitzen.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 31.03.2008 17:52    

Die Glühwürmchen umschwirrten immer wieder das kleine Mädchen, als wollten sie sicher gehen, dass es ihnen auch folgte und als ob sie ihr die Angst nehmen wollten, die eben noch diesen Gang beherrscht hatte.
Es lauerte keine Gefahr mehr, alles Böse hatte sich zurück gezogen weil es schlichtweg das reine Wesen Dakotas nicht ertrug. Nur ein einziger, mächtiger Wächter war hier verborgen gewesen.... ein Wächter für ein sehr mächtiges Artefakt.... ein Wächter an einem Ort der weit über 10000 Jahre verborgen gewesen war und sich nur jetzt wegen Dakota wieder gezeigt hatte. Ein Wächter der 10000 Jahre lang all das Böse in sich hatte wachsen lassen... ein Wächter der nicht länger existent war.
Zum ersten Mal zog reine Güte in die verborgene Höhle ein, kleine Wesen, leuchtend wie Glühwürmchen und doch viel mehr als das....
Wieder ertönte dieser liebevolle Gesang, der seltsam tröstlich und voller Liebe war und der immer deutlicher zu hören war, je näher sie einer weiteren Höhle kamen, in der die Steinwände glitzerten als seien Millionen von Diamanten in ihnen verborgen. Aber dieses Funkeln war nichts im Vergleich zu dem Spalt in der Erde, aus dem ein goldenes Leuchten kam und um den sich diese Glühwürmchen nun versammelten.

Dakota Grey
erstellt am 03.04.2008 05:19    

Mit jedem Schritt, den Dakota weiter den Glühwürmchen folgte, begann das Prickeln auf der Haut stärker zu werden. Es war das selbe Gefühl wie im Hexenparadies. Das Gefühl, was sie ursprünglich hierher geführt hatte. Nun, nachdem dieser Gang nicht länger von der Existenz des Bösen durchdrungen war, war der reine Magiestrom zurückgekehrt, der sie so unaufhaltsam angelockt hatte. Er vibrierte in jeder Faser ihres Körpers und sang seine ganz eigene Melodie, das nichts mit dem liebevollen Gesang gemeinsam hatte, ihm aber dennoch so unglaublich ähnlich war. Melodie und Gesang zusammen bildeten ein wunderschönes Lied der Kraft und der Magie, dem die Glühwürmchen folgten und die junge Grey damit unaufhaltsam näher an die Quelle von all jenem führte.
Immer deutlicher konnte Dakota die Macht spüren, der sie sich näherte. Sie musste gewaltig sein und umso erstaunter war das Mädchen, warum niemand vor ihr sie bemerkt hatte. Gleichzeitig wusste sie die Antwort jedoch bereits. Was auch immer hier ruhte und der Ursprung von all diesen Handlungen gewesen war, es hatte auf sie gewartet und nur auf sie allein. Und als es sie bemerkt hatte, hatte es nach ihr gerufen, um sie zu sich zu locken, damit sie ihm half, hier heraus zukommen.
Was auch immer hier in diesem Gang verborgen war, es war alt. Uralt und von der reinsten Magie durchzogen, die Dakota jemals gesehen hatte.

Mittlerweile war die Achtjährige in eine Art Laufschritt verfallen. Zum Einen, um die Glühwürmchen nicht zu verlieren, und zum anderen, um möglichst schnell zur Quelle dieser Magie zu kommen. Des Rätsels Lösung war ganz nahe, sie könnte es förmlich riechen. Die gesamte Luft war voll davon und summte wie ein Bienennest.
Schließlich erreichte sie eine Höhle, die sich so vollkommen von dem dunklen, düsteren Gang unterschied, den sie hatte durchqueren müssen. Die Wände glitzerten wie Elfenstaub und verblassten dennoch im Vergleich zu dem goldenen Leuchten, das aus einer Spalte in der Erde kam. Die Glühwürmchen versammelten sich um diesen Riss und trugen mit ihrem eigenen Schimmer noch zusätzlich zu einem beeindruckenden Schauspiel an Glanz und Schönheit bei.
Fasziniert stand Dakota am Eingang der Höhle und ließ sprachlos ihren Blick über das Geschehen wandern. Tränen der Freude standen ihr in den blauen Augen. Doch nicht etwa, weil sie sich freute endlich ihr Ziel gefunden zu haben. Nein, sie war einfach nur geblendet von der schlichten Schönheit dieser Handlung, die dennoch so vollkommen durchzogen war von reiner Magie und liebevoller Güte.
Langsam trat sie auf die Erdspalte zu und als hätten die Glühwürmchen nur darauf gewartet, begannen sie sich vor ihr zu teilen, um ihr einen Blick in das Innere des Risses zu gewähren. Es war nichts außergewöhnliches, was Dakota erblickte. Lediglich ein Gegenstand, der ein Dolch zu sein schien, umwoben von strahlend goldener Helligkeit. Doch das blendende Licht und der Tränenschleier vor ihren Augen ließen sie keine näheren Einzelheiten erkennen. Dennoch ließ der Anblick ihr Herz rasen und ihren Mund trocken werden, als hätte sie einen lang vermissten Schatz wieder gefunden, der für sie den höchsten emotionalen Wert besaß.
Rein äußerlich schien er sich nicht von anderen Dolchen groß zu unterscheiden, doch es war auch mehr sein Inneres, das ihn einzigartig machte. Woher auch immer dieser Gegenstand gekommen war, er musste mit Magie in Kontakt gekommen sein, die sich heutzutage kein Mensch mehr vorzustellen vermochte. Womöglich stammte er aus einer Zeit, in der noch viele Menschen in der Lage gewesen waren Magie auszuüben. Ohne Zweifel war dieser Gegenstand dafür verantwortlich, dass sie hierher gerufen worden war. Nur wegen ihm war sie hier.
„Ist er für mich?“
Zögernd blickte die kleine Grey zu den Glühwürmchen hinauf, als erwartete sie von ihnen eine Antwort. Doch wie sollte sie an den dolchähnlichen Gegenstand herankommen? Und was sollte sie überhaupt damit? Dakota hegte kaum einen Zweifel daran, dass sie nur hier sein durfte, um diesen Anblick zu bestaunen, und einen Anspruch auf diesen Gegenstand zu erheben. Hätte sie ihr Erbe – das Kind der Helligkeit zu sein – abgelehnt, wäre ihr dieser Moment verwehrt geblieben, dessen war sie sich sicher.

Der Geschichtenerzähler
Storyteller
erstellt am 03.04.2008 09:04    

Es war wie ein Echo in Dakotas Inneren, nicht einmal Worte und trotzdem als wenn eine glockenklare, unendlich warme und liebevolle Stimme flüsterte, dass dieser Dolch ihr gehörte. Und obwohl es keine Worte waren sondern mehr eine Gewissheit, war es als riefe diese Stimme das Mädchen beim Namen, warne sie eindringlich auf den Dolch gut aufzupassen. ‘Er kann dich schützen... aber auch vernichten... und doch birgt er viel mehr als du erahnen kannst...‘

Die kleinen, leuchtenden Wesen, die wie Glühwürmchen schienen tauchten plötzlich allesamt in den Spalt, wodurch das Leuchten im Inneren so hell wurde, dass es in den Augen weh tat. Und doch vermochte man den Blick nicht abzuwenden, egal ob man verblendet wurde. ‘Nimm ihn und achte auf ihn... lange Zeit hat er auf dich gewartet... Von den Wesen getragen schwebte der Dolch plötzlich aus dem Spalt heraus, wartete darauf, dass Dakota ihn an sich nahm. Für andere wäre dieses Artefakt nichts als ein altes Messer gewesen, obgleich wunderschön wenn auch schlicht gearbeitet, doch sobald das Mädchen ihn in den Händen halten würde, würde sich das bisher schon gespürte Kribbeln sich tausendfach verstärken, denn es gab nur zwei Menschen, die ihre wahre Macht fühlen konnten: Dakota und Emily...

‘Es ist Zeit zu gehen... man wartet auf dich...‘

Dakota Grey
erstellt am 05.04.2008 08:27    

Kurzzeitig schloss Dakota die Augen, um die Worte, die sie zu hören glaubte, besser verstehen zu können. Eine wirkliche, echte Stimme vernahm sie nicht. Es war mehr eine Ahnung, die in ihr nachklang, nachdem sie ihre unsichere Frage laut in den Raum gestellt hatte. Niemand sprach zu ihr und dennoch wusste die Achtjährige, als sie die Augen wieder aufschlug, dass dieser Dolch für sie bestimmt war. Er hatte ihr Herz erkannt und nach ihr gerufen, damit sie zu ihm kam und ihn hier herausholte. Sie sollte ihn besitzen und schützen. Er würde ihr ebenfalls als Schutz dienen und dennoch war er so unglaublich mächtig, dass sie Furcht davor haben musste, dass er zu stark für sie sein könnte.
Doch Dakota hatte keine Angst. Zum einen hätte man sie nicht hierher gerufen, wenn man sich nicht sicher gewesen wäre, dass sie fähig genug war, um diesen Dolch in Händen halten zu dürfen. Und zum anderen würde sie gar nicht anders können, als diesen Gegenstand mit großem Respekt und Ehrfurcht zu behandeln.
Mit angehaltenem Atem beobachtete das blonde Mädchen, wie der riesige Schwarm Glühwürmchen in die Erdspalte hinab flog, wodurch sich das Licht im Inneren intensivierte. Dennoch konnte Dakota nicht aufhören zu beobachten, was geschah, als die Glühwürmchen für sie den magischen Dolch nach oben holten.

Unschlüssig und gleichzeitig fasziniert starrte die junge Grey den Gegenstand an, weswegen sie all diese Strapazen auf sich genommen hatte. Er war atemberaubend schön, auch wenn das Licht, das ihn umgab, nun eine Spur schwächer geworden war, nachdem ihn die Wesen aus dem Riss geholt hatten.
Langsam streckte Dakota die Hand danach aus, jederzeit in dem Glauben, dass sich alles doch mit einem Mal als Traum oder Irrtum erweisen könnte, doch nichts unvorhergesehenes geschah. Stattdessen schloss sich ihre Hand um den filigran gearbeiteten Griff des Dolches und automatisch schoss ein neuerlicher Strom reinster Magie durch ihren Körper, stärker noch als alles, was sie bisher am heutigen Tage gespürt hatte. Worauf auch immer sie da gestoßen war, sie war stolz darauf, dass sie auserwählt worden war, dieses magische Artefakt behalten zu dürfen.
Vorsichtig wanderten ihre Fingerspitzen über das Metall, das sich nicht kühl, sondern eher warm anfühlte. Genau die selbe Temperatur, wie ihre Haut, als würde es sich ihr anpassen. Das Leuchten war mittlerweile fast vollkommen verblasst, doch dafür ging nun ein sanfter, mattgoldener Schimmer von dem Dolch aus. Das Kribbeln in ihrem Körper wurde stärker, je länger sie in hielt.
Eine Ewigkeit hätte Dakota einfach nur dasitzen und den neu gewonnenen Gegenstand betrachten können. Es war ein unglaubliches Gefühl die Wellen der Magie durch ihre Adern rauschen zu hören und zu spüren, doch erneut war da diese Ahnung, als würde ihr etwas die Worte ins Herz hineinflüstern. Sie musste gehen. Man wartete auf sie.

Irritiert blickte Dakota auf. Man wartete auf sie? Siedendheiß fielen ihr nun ihr Vater und Caillean wieder ein, die sie für einen kurzen Moment vergessen hatte, während sie vom Anblick der Glühwürmchen und des Dolches wie gebannt gewesen war. Die beiden waren sicher schon krank vor Sorge und suchten sie wahrscheinlich schon verzweifelt.
Hastig drehte sich das Mädchen um und lief aus der Höhle, nicht ohne jedoch am Eingang noch einmal kurz zurückzuschauen, doch nun lag die Spalte in der Erde und die diamanten glitzernden Wände in alles überschattender Dunkelheit. Selbst die Glühwürmchen waren verschwunden. Nichts deutete mehr auf das hin, was sich noch wenige Augenblicke zuvor hier abgespielt hatte.
Den Dolch vorsichtig mit den Händen umklammert, eilte Dakota durch das Labyrinth der Gänge, deren Finsternis sich dieses mal vor ihr zerteilte. Der Dolch wies ihr nicht nur den Weg, er beleuchtete ihn auch noch für sie, sodass sie nun keine Schwierigkeiten hatte Hindernissen auszuweichen. Mit Sicherheit sah sie auch so schon erschreckend genug aus. Wahrscheinlich war ihr Gesicht und ihre Arme voller Schrammen, Kratzer und blauen Flecken und an ihrer Stirn war mit Sicherheit schon eine Beule zu sehen. Doch der Schmerz war wie von selbst verflogen.
An dessen Stelle war das unbeschreibliche Prickeln getreten, dass sie wie Stromstöße durchfuhr. Was Dakota nicht sehen konnte, war die Tatsache, dass sie vollkommen unverletzt aussah, denn als sie den Dolch an sich genommen hatte, hatte dieser dafür gesorgt, dass keinerlei Verletzung mehr zu sehen war, die sie sich durch ihren Horrortrip durch den Gang zugezogen hatte.

Dakota musste schon sehr nahe am Ausgang angekommen sein, als sie mit einem Mal ein Rufen hörte. Da war ihr Name, auf jeden Fall. Und dann noch andere Worte, die sie jedoch nicht verstand. Was sie jedoch zu wissen glaubte, war, dass es sich nur um ihren Vater gehandelt haben konnte, der so inbrünstig nach ihr gerufen hatte. Keine Frage, er musste es sein.
Nun stürmte Dakota noch eiliger voran, bog um eine weitere Abzweigung und sah... einen Riss mattes Tageslicht, das ihr munter entgegen schien und sie anlockte, wie noch zuvor der Dolch in ihren Händen. Voller Freude begann die Achtjährige zu rennen, stolperte dabei über einige Steine, fing sich wieder und rannte weiter. Mit Sicherheit war sie schon von weitem zu hören, denn sie machte Lärm wie eine ganze Horde Trolle.
„PAPA!!!!“, schrie sie voller Freude, als sie aus dem Riss in der Felswand stürzte und ihrem Vater um den Hals fiel. Er sah so grauenhaft aus, dass sich automatisch das Schuldbewusstsein einstellte. Wahrscheinlich würde er jetzt sehr böse auf sie sein, weil sie einfach so abgehauen war und ihm und Caillean solche Sorgen bereite hatte.
„Tut mir leid, dass ich verschwunden bin ohne euch etwas zu sagen“, murmelte sie dann auch sogleich, während sie sich vertraulich in seine Arme kuschelte und ihn mit reumütigen Augen anschaute. „Es war nicht mit Absicht euch Angst zu machen. Ich wollte nur...“
Unsicher löste sie sich von ihm und blickte nun hinab auf den Dolch, der ruhig und scheinbar vollkommen normal in ihrer Hand lag, auch wenn in seinem Inneren ein Funken zu glühen schien. Sahen Caillean und er das auch? Das konnte nicht an der langsam sinkenden Sonne liegen. Wie spät war es eigentlich? Sie musste ja ewig in diesem Gang gewesen sein und dabei war es ihr nur so vorgekommen, wie ein paar Minuten. Wie lange hatte ihr Papa wohl Ängste um sie ausstehen müssen?

tbc ~ Die Straßen des Dorfes