Autor
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Thema: dunkler Geheimgang
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Greg Moon
6.Klasse
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erstellt am 11.03.2008 08:21
Bisher unentdeckt,
tief vergraben und für niemanden sichtbar, gibt es diesen
Geheimgang, der bis unter Hogwarts führt, schon seit
Jahrtausenden, ohne dass jemand von dessen Existenz wusste.
Doch jetzt, als habe ihn etwas geweckt, wird ein kleiner, sehr schmaler
Eingang sichtbar, durch den kein Erwachsener passen würde.
Kaum hat man den Durchschlupf übertreten, überläuft
einen bereits eine Gänsehaut... böse Mächte sind hier
deutlich zu spüren... es droht Gefahr!
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Dakota Grey
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erstellt am 14.03.2008 06:59
cf ~ Hexenparadies
Dakota achtete nicht groß darauf, wohin ihre Füße sie
trugen. Sie verließ sich vollkommen auf ihr Gespür. Es war
ein typisches Heiß-Kalt-Spiel, denn wo genau sich diese
mächtige magische Zusammenballung befand, konnte sie nicht
abschätzen. Es wunderte sie ja schon ein wenig, dass scheinbar
niemand sonst dieses Kribbeln im Bauch wahrnahm. Selbst ihrem Vater war
es offensichtlich nicht aufgefallen, denn sonst hätte er sich ja
nicht weiterhin auf den Blumenstrauß konzentriert gehabt und ihr
somit die Gelegenheit gegeben, um nach dem Ursprung des Gefühls zu
suchen.
Doch je näher Dakota dem Ziel zu kommen glaubte, desto intensiver
wurde die Anspannung in ihrem Inneren, von der sie gedacht hatte, dass
sie nicht mehr steigerungsfähig war. Wahre Sturzbäche
rieselten ihr über den Rücken, als sie nach einigen Minuten
vor einem kleinen Loch stand, nicht größer als sie selbst.
Ihr Papa oder Caillean hätten mit Sicherheit dort nicht
hindurchgepasst, genauso wenig wie irgendein anderer Erwachsener, den
sie kannte. Die einzige, die von der Größe er durch das Loch
gepasst hätte, wäre vielleicht ihre Cousine Emily gewesen.
Wie seltsam, dass sie ausgerechnet jetzt an sie dachte. Die ganzen
letzten Wochen hatte sie zwar öfters mal über ihre Tante und
die Eltern ihres Papas nachgedacht, doch ihre Cousine hatte sie dabei
immer außen vor gelassen. Noch viel zu sehr hatten sie die
Wirrungen und Irrungen im Hinterhof der Drei Besen verunsichert.
Doch nun, im Angesicht dieses Durchgangs, dachte Dakota zum ersten Mal
wieder an die etwa Gleichaltrige. Vielleicht, weil sie in ihr ein
ähnliches Gefühl der Unschlüssigkeit und Unsicherheit
hervorrief?
Zögerlich trat das blonde Mädchen von einem Fuß auf den
anderen, nicht sicher, ob sie wirklich dieses Loch durchqueren wollte.
Andererseits war da immer noch dieses Gefühl, stärker als
irgendwann zuvor. Es lockte sie regelrecht, wollte sie dazu verleiten,
einfach nachzugeben und sich leiten zu lassen.
Im Endeffekt siegte Dakotas Neugierde.
Doch kaum hatte die Achtjährige einen Fuß über die
Schwelle gesetzte, war es, als würde sie direkt in eine andere
Welt hinabsteigen. Es schien sich um einen Gang zu handeln, der leicht
abschüssig zu sein schien. Einen langen und dunklen Gang, der nur
allzu deutlich nach Gefahr roch. Eine Gänsehaut breitete sich von
Dakotas Armen aus und ließ sie ängstlich einen Schritt
zurückweichen. Dabei trat sie jedoch auf einen herumliegenden
Stein, rutschte weg und schlitterte einige Meter tiefer in den Gang
hinein, bevor sie sich an einem Vorsprung festhalten konnte.
Erschrocken schrie das Mädchen auf, bevor sie angespannt die
Zähne zusammenbiss. War es vielleicht ein Fehler gewesen hierher
zu kommen? Doch ihr Gefühl hatte sie doch noch nie getrogen...
Doch hier im Gang war nur allzu deutlich Böses spürbar. Das
war nicht mehr die reine Zusammenballung von Magie, das war eine
böse Macht, eine gefährliche Macht. Doch das, was sie so
angezogen hatte, konnte deswegen doch nicht einfach so verschwunden
sein. Musste sie vielleicht nur ein wenig deutlicher hinhören?
Langsam setzte sich Dakota auf die Knie auf. Rings um sie herum war es
stockdunkel und auf magische Art und Weise ein Licht zu erzeugen, dazu
hatte sie viel zu viel Angst, als dass sie ihre magischen Kräfte
gerade gut genug unter Kontrolle hatte.
Langsam und zaghaft schloss sie die Augen und versuchte die
Geräusche auszublenden, die ihr vorkamen, als würden sie von
unzählige Horden von Monstern und Ungeheuern erzeugt werden.
Stattdessen versuchte sie das Gefühl festzuhalten, das Prickeln
von Magie zurückzuholen, um herauszufinden, wohin sie gehen
musste, um die Quelle zu finden.
Wenn, dann sollte der Weg und all die Angst nicht umsonst gewesen sein.
Und so schlimm konnte es ja wohl auch nicht werden, oder? Es war doch
nur ein Gang...
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 14.03.2008 12:50
Ein Geräusch
wurde hörbar. Erst leise und dann durch das Echo verstärkt
immer lauter. Als würde jemand grauenvoll langsam mit einem
Fingernagel die Tafel entlang kratzen. Einem? Nein, viel mehr als würden irgendwelche Wesen ihre Krallen vieler Klauen am glatten Felsen schärfen.
Was war das? Da...! Das klang wie kleine Steinchen, die von irgendwo herunter fielen...
Die Luft wurde stickiger und dichter Bodennebel zog plötzlich auf.
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Dakota Grey
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erstellt am 17.03.2008 15:10
Noch immer hielt
Dakota ihre Augen fest geschlossen, um sich auf dieses prickelnde,
kribbelnde Gefühl zu besinnen, dass sie erst hierher gelockt
hatte. Sie durfte sich einfach nicht von ihren Einbildungen ablenken
lassen. Denn dass sie sich diese fabulösen Geräusche, die wie
von unzähligen angriffslustigen, wilden Monstern zu stammen
schienen, nur einbildete, daran wollte sie nicht einen Augenblick lang
zweifeln. Ihre Mum hatte auch immer gesagt, dass sie sehr viel Fantasie
hatte und dazu neigte, sich fantastische Dinge auszudenken. Allerdings
hätte Dakota niemals geglaubt, dass ihr dieses Talent mal solche
Angst bereiten könnte.
Angestrengt versuchte sich die junge Grey darauf zu konzentrieren,
ruhig und gleichmäßig zu atmen, um ihren rasenden Herzschlag
wenigstens ein wenig zu beruhigen.
Dann drang jedoch ein Geräusch an ihr Ohr, dass sie sich wirklich
nicht einbilden konnte. Zunächst nur leise war es zu hören,
sodass das blonde Mädchen es beinahe wieder auf ihre Einbildung
geschoben hätte. Doch dann schien es lauter zu werden,
verstärkt noch durch das Echo des Ganges. Es war ein
widerwärtiges Geräusch. Kreischend und in den Ohren
schmerzend, sodass sich die Achtjährige ängstlich die
Hände auf die Ohren presste, um das Gehörte wenigstens ein
wenig zu mindern, doch ihre Handlung taugte herzlich wenig.
Wie gerne wäre sie jetzt im Hexenparadies bei ihrem Vater und
Caillean gewesen. Wie gerne hätte sie ihre Entscheidung
rückgängig gemacht und nicht auf dieses drängende
Gefühl geachtet. Dann würde sie jetzt zumindest nicht in
dieser hilflosen Situation stecken, die ihr langsam aber sich die
Tränen in die Augen trieb.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, schien das Geräusch lauter und
schmerzhafter zu werden. Wie krallenbesetzte Klauen, die eilig
über den Fels schabten, um so schnell wie möglich zu ihrem
nachmittäglichen Snack zu kommen. Nämlich sie!
Als mit einem Mal das Klackern von Steinen zu hören war, die sich
scheinbar von irgendwo gelöst zu haben schienen, war es mit
Dakotas Ausharrmethode endgültig vorbei. Voller Entsetzen
stürmte die Achtjährige vorwärts ohne darauf zu achten,
wohin sie überhaupt lief. In ihrem Kopf gab es nur noch einen
einzigen Gedanken: Bloß schnell weg hier! So schnell wie
möglich fort von diesen Geräuschen. Abstand zwischen sich und
den Monstern bringen.
Dakotas Angst war zurück. Ihr Herz raste, während sie sich im
stockdunkeln so schnell wie möglich vorwärts zu bewegen
versuchte ohne dabei gegen Felsen zu laufen. So ganz gelang ihr das
nicht. Mehr als einmal knallte sie mit den Knie gegen einen Stein,
prallte mit Ellenbogen, Hüfte oder Oberkörper gegen feste
Wände und stieß sich sogar einmal kurz den Kopf an einem
Stalaktiten, was nicht nur besonders weh tat, sondern mit Sicherheit
auch eine Beule hinterlassen hatte. Wenn es nicht bereits dunkel um sie
herum gewesen wäre, wäre ihr wahrscheinlich auch noch
kurzzeitig schwarz vor Augen geworden.
Andererseits hatte die Dunkelheit auch sein gutes. Wer weiß, an
wie vielen Monstern sie schon vorbeigelaufen war ohne sie zu sehen.
Doch mit jedem Schritt, den sie tat, wurde es auch eine Spur
kälter um sie herum. Aber irgendwo musste es doch auch noch einen
zweiten Ausgang geben. Oder nicht? Höhlen besaßen doch
meistens einen zweiten Ausgang, hatte sie immer geglaubt. Doch sie
befand sich ja nicht in einer Höhle, sondern in einem Gang. In
einem Gang, in dem sie sich mittlerweile trotzdem ziemlich verlaufen
haben musste. Sie konnte ja nicht einmal mehr bestimmen, wo hinten und
wo vorne war.
In Dakota machte sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breit. Was
war, wenn sie hier nie wieder herauskam? Würde sie ihren Papa und
Caillean jemals wieder sehen?
Seufzend lehnte sich das Mädchen gegen den kalten Stein und
wischte sich mit dem Ärmel ihres türkisen T-Shirts über
das Gesicht. Heute morgen war sie noch so voller guter Laune und Eifer
gewesen, hatte sich an die Situation erinnert, wie sie ihren Papa und
seine Kollegin praktisch mit der Nase auf ihre gegenseitigen
Gefühle gestoßen hatte. Und nun? Nun saß sie
mächtig in der Tinte.
Wie stickig es mit einem Mal wurde, bekam Dakota zunächst gar
nicht mit. Erst, als ihr das Atmen nach und nach schwerer fiel,
bemerkte sie den scheinbaren Sauerstoffmangel. Das trug jedoch
keinesfalls dazu bei, dass sich ihre Angst verminderte. Trotz
Finsternis sah Dakota den aufziehenden dichten Bodennebel, der ihre
Füße umwaberte und ihr jeglichen Blick auf ihre Turnschuhe
verwehrte.
Ja, tatsächlich, sie sah den Nebel!!!
Irritiert blickte sich das blonde Mädchen um und sah ein
eigenartiges Schimmern etliche Meter weiter voraus, dass durch den
Nebel erheblich gedämpft wurde. Wo kam das denn auf einmal her?
Zögernd machte Dakota einen Schritt darauf zu, bevor sie stehen
blieb. Durch den Bodennebel konnte sie nicht mehr sehen, wohin sie ihre
Füße setzte. Was war nun, wenn das alles eine Falle war und
irgendwo vor ihren Blicken verborgen Monster im Nebel auf sie warteten,
um dann nach ihren Füßen zu greifen? Oder wenn das Licht in
Wirklichkeit von einem Hinkepank stammte, der sie in Gefahr bringen
wollte? Aber lebten die nicht eigentlich in Sümpfen? Zumindest
laut den Gruselgeschichten, die ihr ihre Mutter immer erzählt
hatte.
Unschlüssig tat Dakota einen weiteren Schritt, dann noch einen auf
das Licht zu. Was hatte sie schon zu verlieren. Festsitzen tat sie ja
sowieso schon...
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 17.03.2008 21:43
Krallen kratzen
über den Boden, so als wenn hunderte von Klauen geradewegs auf
Dakota zu rannten. Gezische, Gefauche... war das in der ferne ein
gemeines Gekicher?
Das Licht in der Ferne wurde immer heller, einladender, wärmer...
Plötzlich erklang eine leise Frauenstimme, erst noch undeutlich
und doch so beängstigend bekannt! Konnte es möglich sein?
“Dakota mein Schatz...“, hörte man die lockende Stimme von Miriam, die verstorbene Mutter der kleinen Grey, “Oh mein Baby... endlich habe ich dich wieder, komm schnell her, gleich bist du bei mir...“
Da, wieder das gemeine Gekicher aus der Ferne und plötzlich schlang sich etwas fest um Dakotas Beine.
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Dakota Grey
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erstellt am 19.03.2008 14:49
Erneut war dieses
widerwärtige Geräusch zu hören, das Dakota nach wie vor
einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte die Monster
mit ihrer panischen Flucht nicht abgehängt. Eher im Gegenteil. Sie
schienen nun näher als noch zuvor zu sein und hielten geradewegs
auf sie zu. Inzwischen stießen sie auch noch eigentümliche
Laute aus. Scheinbar mussten sie besonders hungrig sein und kleine
achtjährige Mädchen waren ihre Lieblingsspeise.
Doch da war noch ein anderes Geräusch zwischen all dem Gezische,
Geschnatter und Gefauche. Vielleicht irrte sie sich auch, doch es klang
wie ein Kichern. Allerdings klang es nicht im entferntesten menschlich,
denn die Bosheit, die Dakota zu hören glaubte, konnte einfach von
keinem Menschen stammen. Aber wenn das Kichern von keinem Menschen kam,
von wem oder was kam es dann?
Die Hände der kleinen Grey waren mittlerweile schweißnass.
Sie wollte einfach nur noch aus diesem verfluchten Gang heraus. Wollte
den wabernden Bodennebel, das geheimnisvolle Licht, die unzähligen
Geräusche und Laute und Monster weit hinter sich lassen.
Sie wollte zu ihrem Papa!
Sie hatte diesen Wunsch gerade erst vollständig in ihrem Kopf
formuliert, als etwas ganz anderes geschah. Das seltsam anmutende Licht
schien mit einem Mal immer heller zu werden und sie regelrecht
aufzufordern, doch endlich näher zu kommen. Nur bewirkte diese
plötzliche Intensitätssteigerung eher das genaue Gegenteil
bei Dakota. Es machte sie misstrauisch!
Dieser Gang war eindeutig böse, beziehungsweise das, was in ihm
hauste, verströmte diese Aura der Gefahr und der Boshaftigkeit. In
seinen Tiefen konnte nichts gutes leben und somit konnte dieses Licht
auch nur eine weitere Gemeinheit sein, die dieser Gang ihr haufenweise
entgegenschleuderte.
„Dakota mein Schatz...“
Dakota erstarrte, als sie die Stimme hörte oder zu hören
glaubte. Das konnte nicht sein. Nein, sie durfte sich nicht verwirren
lassen. Das war mit Sicherheit nur eine weitere Finte, um sie
anzulocken und ihr etwas böses anzutun. Das konnte niemals ihre
Mutter sein, auch wenn die Stimme so täuschend ähnlich klang
und dem blonden Mädchen die Tränen in die Augen trieben.
Tränen der Sehnsucht.
„Oh mein Baby... endlich habe ich dich wieder, komm schnell her, gleich bist du bei mir...“
Viel zu verlockend war die Möglichkeit, dass ihr ein weiterer,
kostbarer Moment mit ihrer Mutter geschenkt werden würde.
Hoffnungsvoll tat Dakota einige weitere Schritte in Richtung des
Lichtes. Ihr Papa hatte ihr doch auch erzählt, dass er von ihrer
Mutter geträumt hatte. Wieso sollte sie da nicht ein
ähnliches Erlebnis vorweisen können? Vielleicht war ihre Mum
ja hier, um ihr zu helfen, um ihr einen Weg zu zeigen, wie sie hier
wieder herauskam.
Es konnte gar nicht anders sein, denn schließlich hatte ihre Mum ja immer auf sie aufpassen wollen, genau wie ihr Papa.
Tränen der Freude und des Glücks rannen über Dakotas
blasse Wangen, während sie ein, zwei weitere Schritte auf das
Licht zuging. Plötzlich ertönte erneut dieses gemeine,
hinterlistige Kichern. Es schien von überall gleichzeitig zu
kommen und ließ die Achtjährige ängstlich zittern. Was
auch immer hinter ihr her war, es machte sich einen Spaß daraus
sie zu quälen und leiden zu lassen. Ein Grund mehr schnell zu
ihrer Mutter zu kommen.
Doch bevor Dakota den nächsten Schritt tun konnte, schlang sich
etwas mit festem Griff um ihre Beine. Panisch schrie Dakota auf,
während sie einen Moment lang unter dem plötzlichen Angriff
schwankte. Dann fiel sie mitten in den Bodennebel, konnte den
größten Teil des Sturzes jedoch mit Händen und Knien
abfangen, was allerdings dennoch etliche Schrammen und
aufgeschürfte Haut hinterließ. Doch Zeit für den
Schmerz hatte sie nicht.
Erschrocken wandte sie sich um, versuchte einen Blick auf ihre Beine zu
erhaschen, um zu erkennen, was sie gefangen hielt, doch entweder war
der Nebel zu dicht oder ihr Angreifer war ein sehr geschickter
Jäger. Sie konnte absolut gar nichts erkennen.
Ein verzweifeltes Schluchzen entwich ihrer Kehle, während sie
angestrengt versuchte ihre Beine durch Ziehen und Zerren zu befreien.
„Lass mich los! Verschwinde! Ich hab dir doch nichts
getan...“
Aber nichts, was sie tat, konnte ihr aus ihrer misslichen Lage helfen.
Erneut hörte Dakota dieses bösartige Kichern, bis ihre
strapazierten Nerven aufgaben. „LASST MICH ENDLICH IN RUHE!
VERSCHWINDET!“, brüllte sie in einem aufflackernden Anfall
von Wut, der sofort in eine neuerliche Tränenflut überging.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 19.03.2008 20:54
“Oh habe keine Angst meine Kleine“, erklang da wieder die sanfte Stimme ihrer Mutter und nur wenn man genau hinhörte konnte man vielleicht ein unterdrücktes Lachen vernehmen. Etwas schien Dakotas Wange wie ein sanftes streicheln zu berühren. “Weine nicht, alles ist in Ordnung!“
Das so einladende Licht umgab Dakota wie ein wärmender Mantel, und
doch konnte sie außerhalb des Kegels nichts erkennen. Aber das,
was sich um ihr Bein geschlungen hatte zog sich nicht nur immer fester,
sondern wanderte immer höher, als wolle etwas schlingengleich
ihren ganzen Körper einnehmen. Erst jetzt konnte man erkennen,
dass es eine dünne, nachtschwarze und glitschig wirkende Tentakel
war, der man die Kraft nicht zutraute, mit der sie den
Kinderkörper hielt und die immer stärker wurde umso mehr
Dakotas Wut zu spüren war.
Allerdings begann auch das Licht zu flackern, als zucke es vor der
Reinheit der Kindertränen zurück. Plötzlich war es nur
noch ganz gedämmt, nochmal war dieses fiese Gekicher zu
hören, als labe sich etwas an der Angst des Mädchens. Dann
aber begann der zähe Bodennebel sich zu kräuseln, zog sich zu
einer Säule zusammen, formte sich...
“Dakota Schatz....“, kam wieder die Stimme
ihrer Mutter, doch dieses Mal aus dem Nebel und schon im nächsten
Moment tauchte Miriam vor ihrer Tochter auf.
Noch immer schlängelte sich die schwarze Tentakel am Bein der Greytochter hoch. „Ich bin bei dir, lass es einfach zu... wenn du es zu lässt, wird uns nie wieder etwas trennen...“, lockte die Stimme zart, aber war da trotzdem nicht auch etwas lauerndes?
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Dakota Grey
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erstellt am 21.03.2008 09:18
Wie ein sanfter Hauch
strich etwas über Dakotas Wange, wie eine Hand, die sie beruhigend
liebkosten wollte. Das warme Licht hüllte sie mittlerweile
vollkommen ein, als wolle es sie so vor allem Bösen in diesem Gang
beschützen. Noch immer erklang die Stimme ihrer Mutter und die
kleine Grey hätte nichts lieber getan, als den verlockenden Worten
Glauben zu schenken, sich einfach fallen zu lassen und endlich wieder
mit ihrer Mum vereint zu sein. Dann hätte sie ihr alle die Dinge
sagen können, die unausgesprochen geblieben waren, weil ihre
Mutter viel zu schnell und viel zu überraschend aus dem Leben
gerissen worden war.
Und war nicht letzten Endes sie – Dakota – daran Schuld,
dass ihre Mutter tot war? Man hatte es an diesem Tag auf sie abgesehen.
Sie sollte sterben, nicht ihre Mutter.
Unsicher, was sie tun sollte, versuchte Dakota erneut sich
aufzurichten, doch noch immer wurde sie von dem festen Griff am Boden
festgehalten. Doch mittlerweile konnte sie erkennen, was sie so derart
behinderte. Doch was sie sah, gefiel ihr keineswegs. Im Gegenteil. Es
machte ihr nicht nur Angst, es ließ auch noch Übelkeit in
ihr aufsteigen. Ein dünner, nachtschwarzer, glitschiger Tentakel
hatte sich um ihre Beine gewunden und kletterte scheinbar unaufhaltsam
immer höher. Wem auch immer dieser Tentakel gehörte... sie
wollte es gar nicht mehr wissen, wenn schon dieser Auswuchs so derart
widerwärtig aussah.
Die nächste Überraschung wurde jedoch für das blonde
Mädchen bereit gehalten. Diesmal in Form des Bodennebels, der sich
plötzlich vor ihr auftürmte und mit einem Mal... stand ihre
Mutter vor ihr. In leibhaftiger Form!
Erschrockenheit, Überraschung, Freude, Glück... alles
spiegelte sich in diesem Augenblick in Dakotas Gesicht wieder,
während ihr schon wieder diese verdammten Tränen in die Augen
schossen. Hatte sie sich nicht geschworen, dass sie nicht mehr weinen
wollte? In den letzten Wochen hatte sie wirklich genug Tränen
für ein ganzes Leben vergossen, aber nun konnte sie es einfach
nicht verhindern, dass sie erneut in ihren blauen Augen schimmerten.
„Mama...“, flüsterte sie überwältigt und
vergas sogar für einen Augenblick den ekligen Tentakel, der sich
immer höher und enger um ihren Körper schlängelte.
„Ich bin bei dir, lass es einfach zu... wenn du es zu lässt, wird uns nie wieder etwas trennen...“
Wie eine zarte Versuchung klangen die Worte, die der Geist ihrer Mutter
ihr zuraunte. Viel zu schön, um wahr zu sein, aber dennoch waren
sie ausgesprochen. Und trotzdem zögerte Dakota. Zulassen? Was
sollte sie zulassen? Dass dieses schleimige Tentakelding sie
einhüllte und dann... ja, dann was mit ihr tat? Sie zerquetschte?
Erwürgte? Wie eine Würgeschlange verspeiste?
Nie wieder trennen... was beim ersten Hören so unvergleichlich
verlockend klang, war bei näherer Betrachtung doch ein wenig
beängstigend. Für immer vereint. Das klang endgültig.
Wie der Tod?
Aber das war es doch! Ihre Mutter war tot. Gab es vielleicht doch einen
Zauber, damit sie wieder lebendig wurde? Aber ihre Mum hatte doch
gesagt, dass sie – Dakota – es zulassen musste. Sie musste etwas dafür tun, dass sie wieder bei ihrer Mutter sein konnte.
„Was muss ich tun?“, fragte sie flüsternd und ohne den
Blick von ihrer Mutter abwenden zu können. Doch im selben
Augenblick, als sie die Worte ausgesprochen hatte, schreckte sie schon
wieder davor zurück. Für immer vereint... „Und was wird
dann aus Papa? Ich... wir gehören doch jetzt zusammen. Ich kann
ihn doch nicht alleine lassen! Und Caillean...“
Erneut versagte ihre Stimme. Mit Gewalt riss Dakota den Blick von ihrer
Mutter los und senkte ihn stattdessen auf den Tentakel um ihren
Körper. Sie war doch das Kind der Helligkeit aus der Prophezeiung.
Wenn sie bei ihrer Mutter blieb, würde sie zwar auf ewig
behütet sein, doch vernachlässigte sie damit nicht ihre
Aufgabe? Würde sie damit nicht dem Licht helfen, sondern für
immer verschwinden?
„Ich kann nicht...“, flüsterte sie leise und eine einzelne Träne tropfte von ihrer Nasenspitze.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 21.03.2008 13:58
“Dein Papa? WIR beide haben immer zusammen gehört, hast du das vergessen?, die Stimme ihrer Mutter hatte für einen Moment den sanften Klang verloren und wirkte sauer, “es
gab immer nur dich und mich, vergiss ihn, du warst ihm immer egal, lass
es einfach zu und wir beide sind endlich wieder vereint!“
Bei den letzten Worten klang die Stimme wieder lockend und einschmeichelnd. Aber hätte Miriam je so von Sam gesprochen? “Wo
ist dein Papa denn jetzt? Er hat dich alleine gelassen, er sucht nicht
einmal nach dir. Du bist ihm egal, bist es immer gewesen. Er hat sich
nie für dich interessiert, all die Jahre nicht. Wir beide waren
immer alleine. Du bist ihm nur lästig, was will er auch mit so
einem Gör wie dir...“
Erneut verlor die Stimme alles, was an Miriam erinnerte und hörte
sich nun so hässlich an wie das abgrundtief böse Wesen, was
es eigentlich war. Es wollte Dakota ins Verderben stürzen, wollte
das kleine Mädchen töten und verschlingen und die Tatsache,
dass es sich weigerte, sich ruhig seinen Worten hinzugeben und dem Tod
bereitwillig zu folgen, ließ sein wahres Dasein offensichtlich
werden.
Woher diese Bestie, die sie nun einmal war, überhaupt von all den
Dingen wusste, die Dakota betraf? Je mehr die Tentakel sich um Dakotas
Körper schlang, umso tiefer konnte sie ihn die Gefühle und
Gedanken der Kleinen eindringen und in ihnen lesen. Der glitschige
Fangarm zog sie schmerzhaft fester um das Kind, als erneut die nun
unheimliche Stimme erklang. „Caillean will dich auch nicht,
du stehst ihr im Weg. Komm zu mir, komm zu deiner Mama und alles wird
gut. Kein Schmerz mehr, keine Traurigkeit...“
Mit einem Ruck wurde an ihrem Bein gezogen, so dass Dakota auf das
Wesen zurutschte, was noch immer irgendwie Ähnlichkeit mit ihrer
Mama hatte, doch die Gesichtszüge wurden bereits hässlicher,
unheimlich und beängstigend.
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Dakota Grey
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erstellt am 26.03.2008 04:49
Bei dem
urplötzlich scharfen Ton ihrer Mutter zuckte Dakota eine Spur
zusammen, bevor sie dann ungläubig die Gestalt anstarrte, die
Miriam so unglaublich ähnlich sah. Hätte ihre Mum wirklich
jemals so von Dakotas Vater gesprochen? Die junge Grey konnte das nur
schwer beurteilen, denn solange sie bei ihrer Mutter gelebt hatte, war
eigentlich nie ein wirkliches Wort über den Vater des
Mädchens gefallen. Dennoch war sich Dakota immer sicher gewesen,
dass ihre Mutter Samuel geliebt hatte, auch wenn sie nur sehr wenig
Zeit miteinander verbracht hatten.
Die Worte ihrer Mutter begannen erste Zweifel bei der Achtjährigen
auszulösen. Natürlich hatte sie immer zu ihrer Mutter
gehört, solange diese noch gelebt hatte. Doch nun hatte sie auch
ihren Vater kennen lernen dürfen und ohne jeden Zweifel
gehörte sie jetzt genauso zu ihm. Er war jetzt ihr
Beschützer. Er passte auf sie auf, hörte ihr zu und alberte
mit ihr herum. Sie war ihm nicht egal und mit Sicherheit suchte er
bereits verzweifelt zusammen mit Caillean nach ihr. Nur weil er nicht
hier in diesem Geheimgang war, musste das noch lange nichts
heißen. Sie wusste ja selbst, wie gut versteckt der Eingang
gelegen hatte und dass er alles andere als groß gewesen war.
Selbst wenn die beiden Auroren den Eingang gefunden hatten, waren sie
viel zu groß, als dass sie hindurch gepasst hätten.
Wahrscheinlich suchten sie bereits nach einem anderen Weg.
Den Ausschlag gab jedoch etwas ganz anderes. Natürlich war sich
Dakota sicher, dass ihr Vater sie liebte und sie weder ihm, noch
Caillean egal war. Die Beiden waren auf der Suche nach ihr, und wenn
schon nicht wegen ihrer selbst Willen, dann erst recht, weil sie das
Kind der Helligkeit und damit in irgendeiner Form wichtig war.
Nein, das Wesen, das vorgab ihre Mutter zu sein, bezeichnete sie als
Gör. Egal wie lange ihre Mutter auch tot sein mochte, niemals
hätte Miriam ihre Tochter so bezeichnet und niemals in einer
derart hässlichen, bösen Betonung.
Was auch immer da vor ihr stand und mit ihr sprach, es war nicht der
Geist ihrer Mutter, dessen war sich Dakota nun sicher. Wie hatte sie
auch nur einen Augenblick lang glauben können, dass an diesem von
Bosheit durchdrungenen Ort eine gute und liebevolle Seele wie die ihrer
Mutter auch nur eine Sekunde lang hätte existieren können?
Dakota schrie erschrocken auf, als überraschend und mit einem
heftigen Ruck an ihrem Bein gezogen wurde und sie näher in
Richtung der Betrügerin rutschte, deren Gesichtszüge bereits
langsam zu verschwimmen begannen, als würde man über ein mit
Farbe gemaltes Bild wischen, das noch nicht ganz getrocknet gewesen
war. Hätte sie noch Zweifel gehabt, hätten sie sich nun
vollständig in Luft aufgelöst.
„DU BIST NICHT MEINE MUTTER!“, schrie Dakota dem
hässlichen Wesen in das entstellte Gesicht, bevor ihre Hände
nach den Tentakeln griffen, die sich immer fester um ihren Körper
geschlungen hatten während sie mit ihrer falschen Mutter
gesprochen hatte.
Energisch zog und zerrte das blonde Mädchen an den dunklen,
schleimigen Dingern, die sich so erschreckend kalt anfühlten, als
gehörten sie zu einem Wesen, das bereits lange tot war. Je
heftiger Dakota sich wehrte, desto enger wollten die Tentakel sich
ziehen, doch sie hatten nicht mit der plötzlichen Entschlossenheit
der Kleinen gerechnet, die wie wild um sich trat, sich wand und die
Fingernägel in das dunkle Gewebe bohrte.
„Du bist böse“, brachte Dakota atemlos hervor,
während sie sich Stück für Stück aus der
widerlichen Umklammerung zu befreien versuchte. „Es interessiert
mich nicht, wer oder was du bist.“
Kurz hielt Dakota inne, um dem langsam zerfließenden Monster in
das kaum noch vorhandene Gesicht ihrer Mutter zu sehen. Dann wurde ihr
Blick urplötzlich traurig. Sogar eine Spur Mitleid lag auf ihrem
Gesicht, was doch so gar nicht zu ihrer geradezu lebensbedrohlichen
Situation passen wollte. „Aber du tust mir leid. Weil du hier in
diesem Gang leben musst, in dem doch nichts schönes zu finden ist.
Du kennst keinen Sonnenschein, keine Blumen, keine Schmetterlinge und
auch keine Gewitter. Du kennst die Liebe nicht und auch nicht
Pfannkuchen mit Ahornsirup. Du weißt nicht, was dir entgeht, wenn
man die Wolken beobachtet und in ihnen die verrücktesten Gestalten
wieder findet. Deswegen tust du mir leid. Weil du nichts von den
natürlichen Wundern außerhalb weißt, denn sonst
wärst du nicht so böse.“
Einen verrückten Augenblick lang schlich sich Dakotas strahlendes
Lächeln zurück auf ihr Kindergesicht, als sie an all die
schönen Dinge dachte, die ihr so viel Freude bereiteten. Und
allein schon, damit sie diese Dinge und ihren Papa und Caillean nicht
verlor, würde sie sich nicht von diesem Wesen in die Irre
führen lassen, egal wie bedauernswert es ihr in diesem Moment auch
erschien.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 26.03.2008 11:06
Je mehr das Kind sich
wehrte, umso fester griffen die Tentakel zu. Schmerz kannten sie nicht,
wie konnte auch etwas schmerzen, was schon lange tot war?
Das Wesen zeigte sich nun in seiner vollen Fratze, hatte die Illusion
von Miriam ganz aufgegeben, da es merkte, dass es so nicht zu seinem
Ziel kam.
Beißender Geruch machte sich plötzlich breit, denn das
Untier hatte sein riesiges Maul geöffnet, in denen riesige
Zähne dunkel blitzten, beugte sich über die Kleine, dabei
gefährliche Töne von sich gebend...
Doch jäh hielt es in seiner Bewegung inne. Was war das? Als
hätte sich der Dämon verbrannt, ließ er abrupt das
Mädchen los und wich vor ihr ein kleines Stück zurück.
Das Lächeln, die liebevolle Aura die Dakota so unwillkürlich
verbreitete, tat dem Wesen weh. Gefühle stachen sich förmlich
in seinen Leib, die es noch nie gekannt hatte. Es war böse,
abgrundtief böse... Und wich vor der liebevollen Reinheit des
Mädchens zurück, unfähig sich ihm weiterhin zu
näheren.
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Dakota Grey
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erstellt am 28.03.2008 13:39
Ihre Worte schienen
nicht das geringste bei diesem Monster ausgelöst zu haben,
außer dass es seine Maskerade nun vollkommen fallen ließ
und seine boshafte Hässlichkeit in aller Pracht präsentierte.
Es war widerwärtig, geradezu scheußlich anzusehen und jagte
Dakota eine furchtbare Angst ein, als sich das Gesicht ihrer Mutter mit
einem Mal in diese Fratze ergoss. Der bösartige Charakter des
Wesens schlug sich ohne Zweifel auch in seinen
Äußerlichkeiten wieder, doch besonders ins Auge stach sein
riesiger Mund.
Beißender, stinkender Geruch schlugen der jungen Grey entgegen,
als das Monster dieses Maul aufriss und ihr so vor allem einen allzu
deutlichen Blick auf die spitzen, dunkel blitzenden Zahnreihen
gewährte, die wohl vor allem dazu gedacht waren, die Beute
möglichst gut in Stücke reißen zu können. Und
plötzlich wusste Dakota auch, was für eine Ursache dem Geruch
zugrunde lag. Der Geruch von Tod und Verwesung... Leichengeruch.
Der Gestank schlug der Achtjährige hart auf den Magen und
hinterließ eine bleischwere Übelkeit. Dennoch war es ihr
nicht möglich den Blick von diesem Wesen abzuwenden, genauso wie
es ihr trotz alledem nicht möglich war, dieses Monster wirklich zu
hassen. Ihr Mitleid steigere sich wohl eher nur noch.
Trotzdem konnte Dakota es nicht verhindern, dass sie ängstlich
zusammenzuckte, als das Monster sich mit weit geöffnetem Maul
über sie beugte. Ohne Zweifel, um sie zu fressen. Panisch presste
das blonde die Mädchen die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass
so nichts von alledem wahr werden würde und sie vielleicht doch im
Knusperhäuschen aufwachen und feststellen würde, dass sie nur
geträumt hatte.
Und tatsächlich passierte rein gar nichts. Zaghaft öffnete
Dakota zunächst das eine, dann das andere Augen, um festzustellen,
warum sie immer noch in diesem unheimlichen, dunklen Gang saß,
aber dennoch nicht gefressen worden war.
Was sie zu sehen bekam, glich eher einer Komödie, als dem
Gruselfilm, der gerade eben noch abgelaufen war. Urplötzlich hatte
das Monster sie losgelassen und war sogar einige Schritte vor ihr
zurückgewichen, als wäre sie in irgendeiner Form
gefährlich oder besäße eine ansteckende Krankheit.
Verwirrt blickte Dakota zu dem Wesen hinüber, bevor sie sich
langsam aufrappelte und den Schmerz ignorierte, der ihr nach dieser
Prozedur um ein vielfaches verschärft durch jeden Körperteil
fuhr.
Was war denn nun los? Wieso hatte das Monster sie nicht gefressen? Sie verstand das alles nicht mehr.
„Was hast du?“, fragte Dakota neugierig und machte einen
Schritt auf das Wesen zu, ohne daran zu denken, dass es sie eben noch
hatte fressen wollen. In ihren Augen sah es so aus, als ob das
Ungeheuer irgendwie Schmerzen hatte und das bedauerte sie. Es
ließ ihr klar werden, dass dieses Ding doch genauso lebendig war,
wie sie, denn es konnte leiden und Schmerzen haben.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie weiter und
ging weiter auf das Monster zu. Streckte nun sogar eine Hand aus, um
ihm eine beruhigende Berührung zuteil werden zu lassen. Sie wollte
ihm einfach nur helfen, auch wenn es dieses Wesen gewesen war, dass sie
bis vor wenige Augenblick in tiefste Gefahr gebracht hatte. Doch so war
sie nun einmal.
Dakota war sich nur allzu bewusst, dass es nicht nur schöne Dinge
in der Welt gab und es oftmals so viel einfach war böse Dinge zu
tun, als gute. Das machte sie zwar unheimlich traurig, doch es war die
Entscheidung jedes einzelnen, welchen Weg er beging. Das änderte
jedoch nichts daran, dass sie diese Menschen nicht hassen konnte. Sie
war nicht fähig zu hassen und sie wollte es auch gar nicht, denn
dann hätte sie sich ebenfalls in den Wirrungen des Bösen
verloren. Stattdessen bedauerte und bemitleidete sie jene, die nicht
den Weg der Helligkeit gingen, und wenn es in ihrer Macht war,
versuchte sie ihnen auch zu helfen.
Wenn es darum ging, anderen zu helfen, unterschied sie nicht zwischen
Gut oder Böse, denn das Leben war in jeder Form kostbar, egal ob
man es für gute oder böse Taten missbrauchte.
Und genauso war es nun auch bei diesem Monster. Dass es genauso
verletzbar war wie sie, ließ Dakotas Angst vor ihm schwinden. Es
schien nicht so unverwundbar und überlegen zu sein, wie es ihr
hatte glauben machen wollen und das gab ihr einen Teil ihrer
Selbstsicherheit und ihres inneren Gleichgewichts und ihrer Ruhe
zurück. Die Tücke und Boshaftigkeit des Wesens rückte in
den Hintergrund und an deren Stelle traten nun Mitleid und
Hilfsbereitschaft vollends zutage.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 28.03.2008 14:04
Das bösartige Wesen wich immer weiter
zurück und stöhnte sogar gequält auf, als Dakota es
sanft berühren wollte. Es ertrug diese Reinheit des Mädchens
nicht, wurde von der Liebe die es ihm zuteil kommen lassen wollte
nahezu gefoltert. Für diese Art von Gefühlen war das Monster
einfach nicht geschaffen. Es bestand einzig nur aus Bösartigkeit,
Wut, Hass, alles Negative, was man sich nur denken konnte. Der
Dämon stellte selbst äußerlich all dieses dar und im
nächsten Augenblick verschwand er auch schon durch die
Höhlenwand, gab dabei ein markerschütterndes Geschrei von
sich.
Einzig was zurück blieb war die plötzlich wieder erdunkelte
Höhle und der Geruch nach verwestem Fleisch. Der Bodennebel, das
unheimliche Gefühl, die Gewissheit von Gefahr waren verschwunden.
Doch war das? Waren das Glühwürmchen die plötzlich zu
Dakota flogen? Sie wirkten so... fröhlich, tanzten eine Weile um
ihr Gesicht, schienen sie sogar sanft zu streicheln. Und was war das
für ein liebevoller Gesang oder war der nur Einbildung?
Sie kleinen Leuchtpunkte flogen weiter, drangen weiter in den Gang ein
und man konnte glauben, dass sie der kleinen Grey etwas zeigen wollten.
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Dakota Grey
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erstellt am 31.03.2008 05:16
Je näher Dakota
dem Wesen kommen wollte, desto mehr wich es vor ihr zurück und
stieß sogar ein Stöhnen aus, als würde es durch
irgendetwas schrecklich gefoltert und gequält werden. Aber was
hatte es nur?
Die junge Grey wurde einfach nicht schlau aus diesem Verhalten, das
sich so sehr von dem unterschied, dass dieses Wesen eben noch an den
Tag gelegt hatte. Wo war all die Boshaftigkeit, Hass und
Mordlüsternheit geblieben? Doch es schien sich auch nicht von ihr
helfen lassen zu wollen.
Mit voller Absicht verbot sich Dakota das Wesen weiterhin als Monster
anzusehen, denn das wäre eine gemeine Bezeichnung gewesen, auch
wenn viele sie als angebracht betrachtet hätten. Nur, weil dieses
Wesen anders, erschreckender und furchteinflössender aussah, als
andere Dinge, die es auf dieser Welt gab, hatte es doch nicht verdient
als Monster betitelt zu werden, auch wenn es nur in Dakotas Gedanken
geschah.
Doch was auch immer diesem Wesen solche Schmerzen bereitete, es war
nicht mehr gewillt ihr darüber Auskunft zu geben, denn ohne
Vorwarnung verschwand es durch die Wand des Ganges, während es
dabei ein solch kreischendes Geschrei von sich gab, dass sich Dakota
die Hände auf die Ohren pressen musste, um nicht taub zu werden.
Verwirrt sah sich die Achtjährige um, nachdem das Wesen
verschwunden war, doch erneut schlug die Dunkelheit über ihr
zusammen. Das Wesen hatte das Licht mitgenommen, dass wenigstens einen
Teil ihrer Umgebung die gesamte Zeit über erhellt hatte. Erneut
fühlte sich Dakota mit einem Schlag wie erblindet, doch diesmal
drangen keine beängstigenden Geräusche an ihr Ohr. Noch
nicht...
Unschlüssig drehte sich das blonde Mädchen im Kreis ohne
jedoch einen Schritt in irgendeine Richtung zu machen. Bevor sie diesem
Wesen begegnet war, war sie in heilloser Panik vor undefinierbaren
Geräuschen tiefer in den Gang geflohen und nun hatte sie ohnehin
die Orientierung verloren. Wenn sie jetzt einfach weiterging,
würde sie sich wahrscheinlich nur noch mehr verirren, falls das
überhaupt noch ging. Außerdem befürchtete sie, dass sie
dann auf ein weiteres Wesen wie das von eben gestoßen wäre
und auch, wenn Dakota Mitleid mit ihm gehabt hatte, konnte sie das
unterschwellige Gefühl von Angst nicht unterdrücken, wenn sie
an die Gestalt zurück dachte.
Mit einem resignierten Seufzen wollte sich Dakota schon an die Wand
lehnen und einfach abwarten, als auf einmal ein neuerlicher Lichtschein
auftauchte. Kurzzeitig dachte sie, dass ein weiteres Wesen sie entdeckt
hatte, doch diesmal waren es Glühwürmchen.
Aber konnte das überhaupt sein? Glückwürmchen in einem
Tunnel? Das war doch eigentlich unmöglich, oder nicht?
Ob unmöglich oder nicht, die Tierchen faszinierten Dakota und
lenkten sie für einen Augenblick von ihren trüben Gedanken
ab. Fröhlich tanzten sie um sie herum, berührten sie im
Gesicht und an den Armen, als wollten sie Dakota aufheitern. Und das
gelang ihnen auch, denn ein begeistertes Lächeln schlich sich auf
das Gesicht des Mädchens, während sie neugierig etwas
lauschte, dass so leise und fein klang, dass sie es sich auch
hätte einbilden können. Wie ein zauberhaftes Lied wogte
lieblicher Gesang um sie herum, mal lauter und mal leiser.
Die kleinen Wesen brachten die Helligkeit zu Dakota zurück und
ließen sie neuen Mut schöpfen, zumal sie ihr offensichtlich
nichts böses wollte. Als sie jedoch mit einem Mal wieder davon
flogen, war Dakota einen Moment lang versucht sie aufzuhalten. Sie
wollte nicht, dass die Glühwürmchen ihr wieder abhanden
kamen, denn immerhin waren sie niedliche Begleiter.
Tatsächlich kamen einige der putzigen Wesen wieder zurück,
bevor sie erneut ein Stück davon flogen und dann geduldig in der
Luft verharrten, als würden sie nur auf Dakota warten. Ob ihr die
Glühwürmchen wohl etwas zeigen wollten? Aber was wären
dass dann für Glühwürmchen, wenn sie ihr etwas zeigen
wollten?
Langsam folgte Dakota den Wesen, wartete jedoch bei jedem Schritt nur
darauf, dass erneut etwas unvorhergesehenes passierte und ein
neuerliches Wesen auf sie zukam. Sie glaubte noch nicht so recht daran,
dass die Glühwürmchen ihr helfen wollten, ihr vielleicht
sogar den Weg nach draußen wiesen. Hatte sie nicht eben erst
gesehen, dass in diesem Gang nichts gutes existieren konnte? Was also
würde als nächstes passieren? Wenn sie den
Glühwürmchen weiterhin folgte, würde sie es erfahren und
genau das tat sie auch. Alles war wohl immer noch besser, als auf ewig
in diesem Gang herumzusitzen.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 31.03.2008 17:52
Die
Glühwürmchen umschwirrten immer wieder das kleine
Mädchen, als wollten sie sicher gehen, dass es ihnen auch folgte
und als ob sie ihr die Angst nehmen wollten, die eben noch diesen Gang
beherrscht hatte.
Es lauerte keine Gefahr mehr, alles Böse hatte sich zurück
gezogen weil es schlichtweg das reine Wesen Dakotas nicht ertrug. Nur
ein einziger, mächtiger Wächter war hier verborgen
gewesen.... ein Wächter für ein sehr mächtiges
Artefakt.... ein Wächter an einem Ort der weit über 10000
Jahre verborgen gewesen war und sich nur jetzt wegen Dakota wieder
gezeigt hatte. Ein Wächter der 10000 Jahre lang all das Böse
in sich hatte wachsen lassen... ein Wächter der nicht länger
existent war.
Zum ersten Mal zog reine Güte in die verborgene Höhle ein,
kleine Wesen, leuchtend wie Glühwürmchen und doch viel mehr
als das....
Wieder ertönte dieser liebevolle Gesang, der seltsam
tröstlich und voller Liebe war und der immer deutlicher zu
hören war, je näher sie einer weiteren Höhle kamen, in
der die Steinwände glitzerten als seien Millionen von Diamanten in
ihnen verborgen. Aber dieses Funkeln war nichts im Vergleich zu dem
Spalt in der Erde, aus dem ein goldenes Leuchten kam und um den sich
diese Glühwürmchen nun versammelten.
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Dakota Grey
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erstellt am 03.04.2008 05:19
Mit jedem Schritt, den
Dakota weiter den Glühwürmchen folgte, begann das Prickeln
auf der Haut stärker zu werden. Es war das selbe Gefühl wie
im Hexenparadies. Das Gefühl, was sie ursprünglich hierher
geführt hatte. Nun, nachdem dieser Gang nicht länger von der
Existenz des Bösen durchdrungen war, war der reine Magiestrom
zurückgekehrt, der sie so unaufhaltsam angelockt hatte. Er
vibrierte in jeder Faser ihres Körpers und sang seine ganz eigene
Melodie, das nichts mit dem liebevollen Gesang gemeinsam hatte, ihm
aber dennoch so unglaublich ähnlich war. Melodie und Gesang
zusammen bildeten ein wunderschönes Lied der Kraft und der Magie,
dem die Glühwürmchen folgten und die junge Grey damit
unaufhaltsam näher an die Quelle von all jenem führte.
Immer deutlicher konnte Dakota die Macht spüren, der sie sich
näherte. Sie musste gewaltig sein und umso erstaunter war das
Mädchen, warum niemand vor ihr sie bemerkt hatte. Gleichzeitig
wusste sie die Antwort jedoch bereits. Was auch immer hier ruhte und
der Ursprung von all diesen Handlungen gewesen war, es hatte auf sie
gewartet und nur auf sie allein. Und als es sie bemerkt hatte, hatte es
nach ihr gerufen, um sie zu sich zu locken, damit sie ihm half, hier
heraus zukommen.
Was auch immer hier in diesem Gang verborgen war, es war alt. Uralt und
von der reinsten Magie durchzogen, die Dakota jemals gesehen hatte.
Mittlerweile war die Achtjährige in eine Art Laufschritt
verfallen. Zum Einen, um die Glühwürmchen nicht zu verlieren,
und zum anderen, um möglichst schnell zur Quelle dieser Magie zu
kommen. Des Rätsels Lösung war ganz nahe, sie könnte es
förmlich riechen. Die gesamte Luft war voll davon und summte wie
ein Bienennest.
Schließlich erreichte sie eine Höhle, die sich so vollkommen
von dem dunklen, düsteren Gang unterschied, den sie hatte
durchqueren müssen. Die Wände glitzerten wie Elfenstaub und
verblassten dennoch im Vergleich zu dem goldenen Leuchten, das aus
einer Spalte in der Erde kam. Die Glühwürmchen versammelten
sich um diesen Riss und trugen mit ihrem eigenen Schimmer noch
zusätzlich zu einem beeindruckenden Schauspiel an Glanz und
Schönheit bei.
Fasziniert stand Dakota am Eingang der Höhle und ließ
sprachlos ihren Blick über das Geschehen wandern. Tränen der
Freude standen ihr in den blauen Augen. Doch nicht etwa, weil sie sich
freute endlich ihr Ziel gefunden zu haben. Nein, sie war einfach nur
geblendet von der schlichten Schönheit dieser Handlung, die
dennoch so vollkommen durchzogen war von reiner Magie und liebevoller
Güte.
Langsam trat sie auf die Erdspalte zu und als hätten die
Glühwürmchen nur darauf gewartet, begannen sie sich vor ihr
zu teilen, um ihr einen Blick in das Innere des Risses zu
gewähren. Es war nichts außergewöhnliches, was Dakota
erblickte. Lediglich ein Gegenstand, der ein Dolch zu sein schien,
umwoben von strahlend goldener Helligkeit. Doch das blendende Licht und
der Tränenschleier vor ihren Augen ließen sie keine
näheren Einzelheiten erkennen. Dennoch ließ der Anblick ihr
Herz rasen und ihren Mund trocken werden, als hätte sie einen lang
vermissten Schatz wieder gefunden, der für sie den höchsten
emotionalen Wert besaß.
Rein äußerlich schien er sich nicht von anderen Dolchen
groß zu unterscheiden, doch es war auch mehr sein Inneres, das
ihn einzigartig machte. Woher auch immer dieser Gegenstand gekommen
war, er musste mit Magie in Kontakt gekommen sein, die sich heutzutage
kein Mensch mehr vorzustellen vermochte. Womöglich stammte er aus
einer Zeit, in der noch viele Menschen in der Lage gewesen waren Magie
auszuüben. Ohne Zweifel war dieser Gegenstand dafür
verantwortlich, dass sie hierher gerufen worden war. Nur wegen ihm war
sie hier.
„Ist er für mich?“
Zögernd blickte die kleine Grey zu den Glühwürmchen
hinauf, als erwartete sie von ihnen eine Antwort. Doch wie sollte sie
an den dolchähnlichen Gegenstand herankommen? Und was sollte sie
überhaupt damit? Dakota hegte kaum einen Zweifel daran, dass sie
nur hier sein durfte, um diesen Anblick zu bestaunen, und einen
Anspruch auf diesen Gegenstand zu erheben. Hätte sie ihr Erbe
– das Kind der Helligkeit zu sein – abgelehnt, wäre
ihr dieser Moment verwehrt geblieben, dessen war sie sich sicher.
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Der Geschichtenerzähler
Storyteller
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erstellt am 03.04.2008 09:04
Es war wie ein Echo in
Dakotas Inneren, nicht einmal Worte und trotzdem als wenn eine
glockenklare, unendlich warme und liebevolle Stimme flüsterte,
dass dieser Dolch ihr gehörte. Und obwohl es keine Worte waren
sondern mehr eine Gewissheit, war es als riefe diese Stimme das Mädchen beim Namen, warne sie eindringlich auf den Dolch gut aufzupassen. ‘Er kann dich schützen... aber auch vernichten... und doch birgt er viel mehr als du erahnen kannst...‘
Die kleinen, leuchtenden Wesen, die wie Glühwürmchen schienen
tauchten plötzlich allesamt in den Spalt, wodurch das Leuchten im
Inneren so hell wurde, dass es in den Augen weh tat. Und doch vermochte
man den Blick nicht abzuwenden, egal ob man verblendet wurde. ‘Nimm ihn und achte auf ihn... lange Zeit hat er auf dich gewartet...
Von den Wesen getragen schwebte der Dolch plötzlich aus dem Spalt
heraus, wartete darauf, dass Dakota ihn an sich nahm. Für andere
wäre dieses Artefakt nichts als ein altes Messer gewesen, obgleich
wunderschön wenn auch schlicht gearbeitet, doch sobald das
Mädchen ihn in den Händen halten würde, würde sich
das bisher schon gespürte Kribbeln sich tausendfach
verstärken, denn es gab nur zwei Menschen, die ihre wahre Macht
fühlen konnten: Dakota und Emily...
‘Es ist Zeit zu gehen... man wartet auf dich...‘
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Dakota Grey
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erstellt am 05.04.2008 08:27
Kurzzeitig schloss
Dakota die Augen, um die Worte, die sie zu hören glaubte, besser
verstehen zu können. Eine wirkliche, echte Stimme vernahm sie
nicht. Es war mehr eine Ahnung, die in ihr nachklang, nachdem sie ihre
unsichere Frage laut in den Raum gestellt hatte. Niemand sprach zu ihr
und dennoch wusste die Achtjährige, als sie die Augen wieder
aufschlug, dass dieser Dolch für sie bestimmt war. Er hatte ihr
Herz erkannt und nach ihr gerufen, damit sie zu ihm kam und ihn hier
herausholte. Sie sollte ihn besitzen und schützen. Er würde
ihr ebenfalls als Schutz dienen und dennoch war er so unglaublich
mächtig, dass sie Furcht davor haben musste, dass er zu stark
für sie sein könnte.
Doch Dakota hatte keine Angst. Zum einen hätte man sie nicht
hierher gerufen, wenn man sich nicht sicher gewesen wäre, dass sie
fähig genug war, um diesen Dolch in Händen halten zu
dürfen. Und zum anderen würde sie gar nicht anders
können, als diesen Gegenstand mit großem Respekt und
Ehrfurcht zu behandeln.
Mit angehaltenem Atem beobachtete das blonde Mädchen, wie der
riesige Schwarm Glühwürmchen in die Erdspalte hinab flog,
wodurch sich das Licht im Inneren intensivierte. Dennoch konnte Dakota
nicht aufhören zu beobachten, was geschah, als die
Glühwürmchen für sie den magischen Dolch nach oben
holten.
Unschlüssig und gleichzeitig fasziniert starrte die junge Grey den
Gegenstand an, weswegen sie all diese Strapazen auf sich genommen
hatte. Er war atemberaubend schön, auch wenn das Licht, das ihn
umgab, nun eine Spur schwächer geworden war, nachdem ihn die Wesen
aus dem Riss geholt hatten.
Langsam streckte Dakota die Hand danach aus, jederzeit in dem Glauben,
dass sich alles doch mit einem Mal als Traum oder Irrtum erweisen
könnte, doch nichts unvorhergesehenes geschah. Stattdessen schloss
sich ihre Hand um den filigran gearbeiteten Griff des Dolches und
automatisch schoss ein neuerlicher Strom reinster Magie durch ihren
Körper, stärker noch als alles, was sie bisher am heutigen
Tage gespürt hatte. Worauf auch immer sie da gestoßen war,
sie war stolz darauf, dass sie auserwählt worden war, dieses
magische Artefakt behalten zu dürfen.
Vorsichtig wanderten ihre Fingerspitzen über das Metall, das sich
nicht kühl, sondern eher warm anfühlte. Genau die selbe
Temperatur, wie ihre Haut, als würde es sich ihr anpassen. Das
Leuchten war mittlerweile fast vollkommen verblasst, doch dafür
ging nun ein sanfter, mattgoldener Schimmer von dem Dolch aus. Das
Kribbeln in ihrem Körper wurde stärker, je länger sie in
hielt.
Eine Ewigkeit hätte Dakota einfach nur dasitzen und den neu
gewonnenen Gegenstand betrachten können. Es war ein unglaubliches
Gefühl die Wellen der Magie durch ihre Adern rauschen zu
hören und zu spüren, doch erneut war da diese Ahnung, als
würde ihr etwas die Worte ins Herz hineinflüstern. Sie musste
gehen. Man wartete auf sie.
Irritiert blickte Dakota auf. Man wartete auf sie? Siedendheiß
fielen ihr nun ihr Vater und Caillean wieder ein, die sie für
einen kurzen Moment vergessen hatte, während sie vom Anblick der
Glühwürmchen und des Dolches wie gebannt gewesen war. Die
beiden waren sicher schon krank vor Sorge und suchten sie
wahrscheinlich schon verzweifelt.
Hastig drehte sich das Mädchen um und lief aus der Höhle,
nicht ohne jedoch am Eingang noch einmal kurz zurückzuschauen,
doch nun lag die Spalte in der Erde und die diamanten glitzernden
Wände in alles überschattender Dunkelheit. Selbst die
Glühwürmchen waren verschwunden. Nichts deutete mehr auf das
hin, was sich noch wenige Augenblicke zuvor hier abgespielt hatte.
Den Dolch vorsichtig mit den Händen umklammert, eilte Dakota durch
das Labyrinth der Gänge, deren Finsternis sich dieses mal vor ihr
zerteilte. Der Dolch wies ihr nicht nur den Weg, er beleuchtete ihn
auch noch für sie, sodass sie nun keine Schwierigkeiten hatte
Hindernissen auszuweichen. Mit Sicherheit sah sie auch so schon
erschreckend genug aus. Wahrscheinlich war ihr Gesicht und ihre Arme
voller Schrammen, Kratzer und blauen Flecken und an ihrer Stirn war mit
Sicherheit schon eine Beule zu sehen. Doch der Schmerz war wie von
selbst verflogen.
An dessen Stelle war das unbeschreibliche Prickeln getreten, dass sie
wie Stromstöße durchfuhr. Was Dakota nicht sehen konnte, war
die Tatsache, dass sie vollkommen unverletzt aussah, denn als sie den
Dolch an sich genommen hatte, hatte dieser dafür gesorgt, dass
keinerlei Verletzung mehr zu sehen war, die sie sich durch ihren
Horrortrip durch den Gang zugezogen hatte.
Dakota musste schon sehr nahe am Ausgang angekommen sein, als sie mit
einem Mal ein Rufen hörte. Da war ihr Name, auf jeden Fall. Und
dann noch andere Worte, die sie jedoch nicht verstand. Was sie jedoch
zu wissen glaubte, war, dass es sich nur um ihren Vater gehandelt haben
konnte, der so inbrünstig nach ihr gerufen hatte. Keine Frage, er
musste es sein.
Nun stürmte Dakota noch eiliger voran, bog um eine weitere
Abzweigung und sah... einen Riss mattes Tageslicht, das ihr munter
entgegen schien und sie anlockte, wie noch zuvor der Dolch in ihren
Händen. Voller Freude begann die Achtjährige zu rennen,
stolperte dabei über einige Steine, fing sich wieder und rannte
weiter. Mit Sicherheit war sie schon von weitem zu hören, denn sie
machte Lärm wie eine ganze Horde Trolle.
„PAPA!!!!“, schrie sie voller Freude, als sie aus dem Riss
in der Felswand stürzte und ihrem Vater um den Hals fiel. Er sah
so grauenhaft aus, dass sich automatisch das Schuldbewusstsein
einstellte. Wahrscheinlich würde er jetzt sehr böse auf sie
sein, weil sie einfach so abgehauen war und ihm und Caillean solche
Sorgen bereite hatte.
„Tut mir leid, dass ich verschwunden bin ohne euch etwas zu
sagen“, murmelte sie dann auch sogleich, während sie sich
vertraulich in seine Arme kuschelte und ihn mit reumütigen Augen
anschaute. „Es war nicht mit Absicht euch Angst zu machen. Ich
wollte nur...“
Unsicher löste sie sich von ihm und blickte nun hinab auf den
Dolch, der ruhig und scheinbar vollkommen normal in ihrer Hand lag,
auch wenn in seinem Inneren ein Funken zu glühen schien. Sahen
Caillean und er das auch? Das konnte nicht an der langsam sinkenden
Sonne liegen. Wie spät war es eigentlich? Sie musste ja ewig in
diesem Gang gewesen sein und dabei war es ihr nur so vorgekommen, wie
ein paar Minuten. Wie lange hatte ihr Papa wohl Ängste um sie
ausstehen müssen?
tbc ~ Die Straßen des Dorfes
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