Narcissa Malfoy
Todesser
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erstellt am 12.08.2007 21:28
Einstiegspost
Das prächtige Anwesen in Wiltshire lag einem Geisterhaus gleich
da. Nebel lag auf den Ländereien rund um das verlassene Haus und
machte die gesamte Szenerie nur noch unheimlicher. Die Hecken wucherten
über den Kiesweg hinaus und Unkraut zierte die Beete, deren Blumen
von vielen Fußabdrücken platt gedrückt worden waren. Es
musste einst ein schönes Anwesen gewesen sein. Reste eines
Springbrunnens waren zwischen den Hecken aus zu machen. Jemand hatte
ihn mutwillig beschädigt. Die Laternen, die den langen Weg zum
Herrenhaus säumten hatten das Gelände einst in ein
verträumtes Zwielicht getaucht. Jetzt waren ihre Gläser
zersprungen und sie wirkten rostig und instabil. Das Herrenhaus an sich
allerdings war vollkommen unversehrt. Es thronte über den
zerstörten Ländereien und verhöhnte die Auroren, die
hier patrouillierten. Nichts hatte die Schutzzauber um das Herrenhaus
zerstören oder schwächen können. Jeder Versuch des
Zaubereiministeriums in das Haus herein zu kommen war vergebens
geblieben und dabei hatten sie viel daran gesetzt. Sie erhofften sich
Funde von gefährlichen schwarzmagischen Gegenständen und
Hinweise über den Aufenthaltsort Lucius Malfoys. Doch bisher
wussten sie nicht, was sich hinter der großen Tür verbarg
und ahnten nicht einmal, dass Malfoy Manor schon lange nicht mehr
unbewohnt war.
Im Inneren war alles sauber und ordentlich, wie als hätte das
Herrenhaus niemals leer gestanden. Nirgends war Staub zu entdecken und
es brannten Kerzen in den dafür vorgesehenen Halterungen in den
Fluren. Obwohl es Vormittag war, war das Erleuchten der Flure mit Hilfe
der Kerzen notwendig, weil die dunklen Vorhänge der Fenster
zugezogen waren. In den einzelnen Zimmern jedoch waren die großen
Fenster offen und ließen das schummrige Licht herein, dass der
Morgen mit sich nach Wiltshire brachte.
Entfernt hörte man ein Murmeln, dass von weiter oben kommen
musste. Und tatsächlich wurde das Murmeln lauter und deutlicher,
je näher man an ein Zimmer kam, dass eine Art Arbeitszimmer
gewesen war, bevor die Malfoys dieses Anwesen verlassen hatten. Die
hohe Tür war angelehnt und ließ den Blick auf den Hinterkopf
einer Frau fallen. Sie hatte langes blondes Haar, das ihr in Wellen
über den Rücken fiel. Sie trug eine schwarze Robe und stand
mitten im Raum, den Blick auf etwas gerichtet, was man von diesem
Standpunkt aus nicht erkennen konnte. Noch jemand musste im Raum sein,
denn sie unterhielt sich angeregt.
"Du bist dir wirklich sicher?", hakte sie skeptisch nach und fuhr sich
mit einer Hand durch das lange Haar. Kurz hielt sie inne. Die andere
Stimme klang leicht eingeschnappt und überheblich. "Würde ich
sonst meine Zeit verschwenden, dir diese Information zu
überbringen?" Die blonde Frau senkte den Kopf, wie als bedauere
sie überhaupt gefragt zu haben. Sie seufzte hörbar und sah
wieder die Person an, die auch im Raum sein musste. "Natürlich
nicht, entschuldige." Ihre Antwort klang unterwürfig und doch
hatte sie nichts von einer Dienerin. Unsicherheit und Sorge hatte in
ihrer Stimme mitgeklungen. "Reiß dich ein bisschen zusammen,
Kind!" Offenbar hatte die andere Person die ersten Anzeichen von Sorge
genau so erkannt und tadelte das Zeigen von Schwäche.
"Natürlich." Bei ihrer Antwort war die Stimme der blonden Frau
wieder fest und kühl, wie als wäre nichts gewesen.
"Jetzt geh und kümmer dich darum.", befahl die andere Stimme. Die
Frau nickte knapp und drehte sich um, um das Zimmer mit rauschender
Robe zu verlassen. Ihre Augen waren leicht wässrig und ihre Haut
so blass, dass sie krank wirkte, als sie den Korridor entlang hastete.
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Narcissa Malfoy
Todesser
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erstellt am 12.08.2007 23:30
Sie war den Korridor
hinunter gehastet und hatte die dunkle Tür zu einem kleineren Raum
geöffnet. Er war ähnlich dem ausgestattet, den sie zuvor
verlassen hatte, doch wirkte er so als wäre er länger nicht
genutzt worden. Vor den Fenstern hingen weiße Vorhänge, die
nicht ganz zu gezogen waren und mit einem Schwung ihres Zauberstabes
sich gänzlich auseinander zogen. Der Blick von hier aus auf den
Vorgarten hatte früher einmal etwas Zauberhaftes gehabt, jetzt
wirkte es trostlos und kalt. Die Pfauen fehlten, die sonst den
Vorgarten durchschritten hatten. Alles war anders. Nicht nur auf den
Ländereien sondern auch im Herrenhaus selbst. Kurz blieb sie
stehen und betrachtete den Raum, der früher ihr ganz privates
Reich gewesen war. An der Wand hing ein Portrait, das sie selbst mit
ihrer Schwester Bellatrix zeigte. Sie saßen als Kinder auf einem
Sofa und umarmten sich lächelnd. Auf dem Sofa war noch mehr Platz.
Als sie damals gemalt worden waren, hatte Andromeda neben ihnen
gesessen. Jetzt war ihr Platz leer. Und weder die kleine Bellatrix noch
die kleine Narcissa schienen sich daran zu stören. Sie
lächelten vor sich hin auf ihre ganz eigene Art, die nicht
wirklich zu den noch so jungen Mädchen passen wollte.
Fast reumütig sah sie das Bild eine Weile an, bevor ihr Blick
weiter das Zimmer durchforstete. In einem großen Regal standen
Bücher, die niemand außer ihr je angerührt hatte. Ihre
Einbände waren dunkel und goldene Buchstaben verkündeten
unheilvolle Titel. Ein Bündel Pergamentbriefe war an ein besonders
dickes Buch gelehnt. Sofort wusste sie, was für Briefe das waren.
Lucius…
Langsam ging sie auf das Regal zu und streckte ihre Hand nach dem
Bündel aus. Doch noch bevor ihre dünnen Finger das Pergament
berührten, zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es
blitzte und blinkte schwach direkt neben dem Bündel Briefe. Erst
jetzt wo sie näher gekommen war, konnte sie es überhaupt
sehen. "Das ist…", hauchte sie atemlos und griff nach dem
Amulett, das da neben den Briefen lag. Eine Art Lächeln huschte
über ihre schmalen Lippen. Sofort wurde das Leuchten stärker,
es pulsierte leicht in ihrer Hand. Das war ein verrückter Zufall.
Sie hatte Bellatrix schreiben wollen und dabei hatten sie doch dieses
Amulett. Sie musste zugeben, dass sie es vollkommen vergessen hatte.
Früher hatten sie es immer getragen, nur bei ihrer Flucht war es
hier geblieben. Narcissa drückte das Amulett fest in ihrer Hand.
Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf ihre Schwester. Bella…
Die Kette hatte geleuchtet, also musste auch Bellatrix sie tragen.
Sollten die beiden Schwestern sich wirklich so leicht wieder finden?
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